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Leben und Abschiednehmen

UK 41/2017, Spiritualität (Seite 12: „Herausforderungen des Glaubens im Alter“)
Der Bericht bringt das schwierige Thema genau auf den Punkt. Danke! Ja, das Alter wirft uns zurück auf unser Leben mit seinen Herausforderungen und uns selbst und entschieden auf das immer verdrängte Thema Abschiednehmen.
Die beiden konträren Positionen erlebte ich als Grüne Dame im Krankenhaus mit einer 92-jährigen Patientin: Wir sagten, wie im Gottesdienst, uns wechselseitig mit viel Empathie den 23. Psalm her. Im übernächsten Zimmer lag eine Patientin, der ein halbes Bein amputiert worden war: Sie glaubte nicht an einen Gott/ konnte nicht an ihn glauben. Es ging von ihr in ihrer inneren Einsamkeit eine Eiseskälte aus.
Hilfe zum Abschiednehmen ist, sich als alter Mensch immer wieder dankbar vorzusagen „ich hatte gehabt“ und zu überdenken, was man alles überstanden hat – auch Todesgefahren, von denen man nie etwas erfahren hat.
Zum 81. Geburtstag meiner Schwester habe ich ihr – unter den Titeln „ Das war ein Leben/War das   ein Leben“ (bisher dreieinhalb Seiten lang) – meine Erinnerungen an ihre/unsere Kindheit in der fürchterlichen Nachkriegszeit mit der rhetorischen Frage „Weißt du noch …?“ aufgeschrieben. Sie würden ein Buch füllen. Da kann man beruhigt aufs Ende zuleben.

Ursula Neukirch, Plettenberg