Predigttext
6b: Denn stark wie der Tod ist die Liebe, unersättlich wie das Totenreich ist die Leidenschaft. Sie entflammt wie Feuerflammen, wie der Blitz schlägt sie ein. 7 Kein Meer kann die Glut der Liebe löschen, keine Sturzflut reißt sie mit sich fort. Da verkauft einer Hab und Gut, um Liebe zu gewinnen, und erntet dafür nichts als Spott.
(Übersetzung: BasisBibel)
Meine Tochter, sie sitzt neben mir, tippt in ihr Handy: „HDGDL“. Prompte Antwort von Lutz: „IDA“.
IDA? Heißt so etwa seine Neue??? Und das wird meiner armen Tochter eben mal so mitgeteilt?? Ich frage nach. „Nein, Mama: ,HDGDL‘ heißt doch: Hab dich ganz doll lieb! Und ,IDA‘: Ich dich auch.“ Okay: Digitales Liebesgeflüster. In Abkürzungen und doch alles gesagt.
Daran muss ich denken, wenn ich Texte aus dem Hohelied der Bibel lese. Dieses Buch kommt mir wie eine Sammlung von biblischem Liebesgeflüster vor. Teilweise unglaublich erotisch, begehrend, leidenschaftlich, unersättlich!
Die Liebe kann man nicht genug loben
„Und so etwas steht in der Bibel??!! Unmöglich!!“– werden manche denken. Aber ich meine: Wo denn sonst? Lasst uns über Liebe reden!
Die Liebe kann man gar nicht genug loben. Ihre Stärke und Unzerstörbarkeit. Ihre Leidenschaft! Sie ist Gottes fortwährendes Thema, wenn er uns deutlich machen will, was wir ihm bedeuten. Ohne seine Liebe wäre alles nichts!
Früher gab es in der Tageszeitung ein oft schwarz-weiß gestaltetes Pärchen mit einem roten Herzen in der Hand. Darunter stand: „Liebe ist…“ Hier im Bibeltext ist das heftig: „Liebe ist… stark wie der Tod!“
Mir kommt das Bild aus dem Titanic-Film in den Sinn: Kate Winslet auf einem Wrackteil, in Angst erstarrt, ihre Hand hält mit aller Kraft ihn, den heimlichen Geliebten, der droht, im Wasser unterzugehen. Ewige Liebe wird geschworen, die Hand muss loslassen, er sinkt hinab in die Tiefe. Kaum zu ertragen! Wie tröstlich da der Satz: „Kein Meer kann die Glut der Liebe löschen!“
Liebe ist eine starke Macht. Auch enttäuschte Liebe!
Einmal, so heißt es, war Gott in der Versuchung, aus enttäuschter Liebe alles zu widerrufen, was er hervorgebracht hatte. In der Geschichte, die davon erzählt, steht alles auf dem Spiel. Wasser bricht aus der Tiefe hervor und stürzt von der Höhe des Himmels herab.„Da ging alles Fleisch unter, das sich auf Erden regte“, heißt es in der Geschichte (1. Mose 7,21).
Aber der Gott, der diese Vernichtung inszeniert, ist inkonsequent. Er hat dafür gesorgt, dass das Leben in einem hölzernen Kasten überleben kann. Die Liebe, die Gott bewogen hat, den Menschen zu erschaffen, hat Wurzeln in ihm geschlagen. Und kein Meer kann die Glut der Liebe Gottes auslöschen.
Gott „ist“ nicht mehr ohne den Menschen. Gott kann sich ohne ihn, den Menschen, in seiner milliardenfachen wunderbaren Vielfältigkeit und doch je einzigartig, nicht mehr denken. Daraus wächst eine wunderbare Hoffnung: Gottes Hand lässt uns nicht los, auch wenn wir in Angst und Sorgen zu ertrinken drohen.
Liebe ist … Hingabe, Leidenschaft und Passion!
Kräftemessen von Liebe und Tod
Es gibt ein „Kräftemessen“ zwischen der Liebe und dem Tod. Hier treffen zwei gewaltige Mächte aufeinander: Der Tod, der Leben vernichtet – und die Liebe, die neues Leben schafft.
Und unwillkürlich fragen wir uns, gerade auch in diesen Tagen der Kriege in unserer Welt: Wer wird gewinnen: der Tod, der Leben nimmt oder die Liebe, die Leben schenkt? Wenn wir uns diese Welt anschauen, könnten wir manchmal meinen, dass der Tod gewinnt. Liebe und Tod sind ein Paar, immer schon. Was die Liebe hervorbringt, ist vom Tod bedroht. Was erstirbt, das kann die Liebe zwar nicht wieder zum Leben erwecken. Aber wir Christen erfahren Trost durch die Liebe Gottes, die immer wieder hoffnungsvolle Zukunft eröffnet.
Liebe ist … eine große Kraft. Jeder, der schon einmal verliebt war, weiß das. Die Liebe lässt einen seltsame Dinge tun und sagen. Die Liebe gibt ein Kribbeln im Bauch, das sich wie Schmetterlinge anfühlt. Aber wenn wir dem Wort Gottes glauben, lernen wir, dass die Liebe viel mehr ist als ein schönes und verwirrendes Gefühl. Sie ist die einzige Macht, die dem Krieg und der Gewalt etwas entgegenzusetzen hat.
In Jesus Christus ist die göttliche Liebe Person geworden. Jesus zeigt uns, was Liebe bedeutet. Wir haben nur eine schwache Ahnung von der Kraft der Liebe, aber Jesus hat in dieser Kraft gelebt.
Die Liebe ist stark wie der Tod – und stärker. Damals, als Jesus am Kreuz hing, sah es so aus, als hätte der Tod gesiegt. Doch dann entfaltete die Liebe Gottes ihre ganze Kraft. „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16)
Liebe ist … ein Geschenk Gottes!
