Lasst uns Gutes tun
Andacht über den Predigttext zum 15. Sonntag nach Trinitatis: Galater 5, 25-26; 6, 1-3.7-10
Predigttext
25 Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. 26 Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. (6) 1 Brüder und Schwestern, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. 2 Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. 3 Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. 7 Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. 8 Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. 9 Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. 10 Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.
Er hatte sich abgemüht, er hatte sich eingesetzt, sein Leben geändert, eine Kehrtwendung unternommen.
Und jetzt schlägt ihm je länger, je mehr der Gegenwind spürbar in die furchigen Hautfalten seines alt gewordenen Gesichtes.
Für Jesus ist er umhergezogen. Für Jesus hat er weite Wege auf sich genommen. Immer wieder ist er in neue Gegenden des römischen Reiches gezogen, hat in Synagogen, hat unter freiem Himmel gepredigt. Das Wort von Gottes freier Gnade den Menschen gesagt, angesagt, dafür geworben. Von Gottes Güte erzählt– sie vorgelebt.
Paulus, Apostel nicht von Menschen, sondern von Jesus Christus und von Gott. (Galater 1,1)
Nein, das Vorleben hat nicht immer geklappt. Er hat auch seine eigene Schwäche gespürt. Wahrgenommen, wenn andere ihm Unzulänglichkeiten vorwarfen und ihm in die Seite fuhren. Ihm sein Gottvertrauen absprachen. Wenn seine Kritiker versuchten, das, was er mühsam geschaffen hatte, kleinzureden. Und dann der Überzeugung waren, dass jeder Mensch aus sich heraus Gutes zu tun und zu denken im Stande ist. Die sich einfach auf die Gesetze Gottes berufen, weil der Buchstabe einmal mehr gelte als das, was Paulus sagt, was er vorlebt, den neuen Glauben an Jesus Christus.
Sollte am Ende alle seine Missionstätigkeit hier und andernorts ganz umsonst gewesen sein?
Nein!
Er wendet sich an „seine“ Gemeinden in Galatien und betont noch einmal mehr die Freiheit vom Gesetz. Die von Gott geschenkte Freiheit. Und so formuliert er Sätze wie:
„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“ Und weiter: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Und: „Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“
Wie wahr und voller Bedeutung diese Sätze heute noch sind.
Als er so da saß und schrieb, dachte er an seine ersten Begegnungen mit den Menschen in Galatien. Wie sie offen waren für das, was er predigte. Wie sie sich ansprechen ließen und seinen Worten glaubten. Die Aufgeschlossenheit der Menschen für seine Worte von der Botschaft Jesu Christi, die er ja auch nur von den Erzählungen der ersten Jünger kannte, vornehmlich von Petrus.
Da dachte er, wie schnell lassen sich doch Menschen begeistern. Wie schnell übernehmen sie Neues. Wie schnell sagen sie „Ja, so soll es sein“. Und dann, wenn andere ihre Worte verkünden, knicken sie einfach ein.
„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Nicht nach eitler Ehre trachten.“
Hier machte er eine Gedankenpause. Hatte nicht auch er nach eitler Ehre getrachtet?
Hatte nicht auch er, als er noch Saulus hieß, im Namen der jüdischen Gesetzeslehrer die neue Gruppe der Christen erbarmungslos verfolgt?
Bis vor die Tore Damaskus ist er gekommen. Da riss es ihn nieder. Da ging er zu Boden. Und dann erst gingen ihm die Augen und das Herz auf.
Für den Gekreuzigten.
Und so verkündigte er fortan die Botschaft vom Kreuz.
„Gott lässt sich nicht spotten!“, hebt er nun warnend die Stimme.
Bei Gott geht das gar nicht, schießt es ihm durch den Kopf. Denn wir werden vor Gott treten und Rechenschaft über unser „Säen“ abgeben. Dann werden die Selbstherrlichen und die Jasager ihr „blaues“ Wunder erleben. Dieses „Blau“ steht in diesem Fall für den Himmel, aus dem Gott nicht einfach nur zusieht, sondern achtgibt, dass Christi Gesetz erfüllt wird. Und wenn nicht, Gott lässt sich nicht lange spotten.
Darum wandeln wir lieber im Geiste, im Geiste seiner Liebe und Barmherzigkeit. Und dann haben sich der Einsatz und das Leben von Paulus gelohnt.