Lass uns über Gott reden

Über den Predigttext zum Sonntag Lätare: Johannes 12,20-24

Predigttext
20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. 21 Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. 22 Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen’s Jesus. 23 Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

„Die Sehnsucht, das Richtige zu tun.“

Diese Überschrift würde mir eher zusagen, für den obenstehenden Predigttext. Was sind das für Leute: Philippus und Andreas? Sind das die Bodyguards Jesu? Was hat sie wohl bewegt, Menschen von Jesus fern zu halten? Ich möchte dieser Frage nachgehen und spekulieren. Mir scheint, es gibt in jedem Menschen die Sehnsucht, das Richtige zu tun. So kann ich davon ausgehen, dass Philippus genau das tun wollte: „das Richtige“. Ist es richtig, die anderen, die Ausländer, die wahrscheinlich fremden Glaubens sind, zu Jesus zu lassen? Mir gefällt, dass Philippus mit dieser Frage nicht allein bleiben möchte und sich mit seinem Freund berät. Zusammen kommen die Beiden mit ihrer Sehnsucht, „das Richtige zu tun“ zu Jesus.

Welche Sehnsucht hat wohl Jesus getrieben? Hat er diese Antwort mit den Worten „der Menschensohn soll verherrlicht werden“ gegeben? In meinem Bild von Jesus erkenne ich einen Menschen voller Sehnsucht. Einen Menschen, der viele Erfahrungen mit dem Göttlichen gemacht hat und diese Erfahrungen teilen und mitteilen möchte. Erfahrungen, die Jesus bewegen, Gott seinen „Vater“ zu nennen.

Haftet der Sehnsucht „das Richtige zu tun“, die Angst an, „das Falsche“ zu tun? Hatten Philippus und Andreas vielleicht Angst, dass die anderen Jesus verändern könnten? Menschen, die aufeinander zugehen, sich treffen wollen, haben die Chance, sich weiter zu entwickeln, von dem anderen zu profitieren.

Hatte Jesus die Sehnsucht von den Griechen zu erfahren, welche Erfahrungen diese mit dem Göttlichen gemacht hatten? Waren die anderen ebenfalls Suchende und Kinder Gottes? Letzteres bestimmt. Ist es zu viel interpretiert, dass die Stunde für Jesus gekommen war, nicht allein mit seinem Glauben stehen zu bleiben?

Wenn ich meinen Glauben betrachte, dann gibt es da diese Momente der Verwandlung. Aus dem kindlichen Glauben ist ein anderer Glaube erwachsen. Das Samenkorn wurde zur Pflanze usw. Wenn wir uns weiter entwickeln, ist das häufig nicht leicht, manchmal sogar ausgesprochen schwer.

Wenn ich Menschen begleite, die sich und ihren Glauben weiter entwickeln wollen, begegnet mir häufig Angst. Angst zu verlieren, Angst vor dem Ungewohnten. Aber mir begegnet auch Hoffnung und Freude auf Neues. Hatte Jesus die Hoffnung und Freude auf eine Weiterentwicklung mit den anderen und durch die anderen? Hat das Göttliche nicht schon seit Menschenbeginn versucht uns Menschen darin zu bestärken, dass wir geliebt und gewollt sind? Gibt es nicht viele Hinweise, dass sich „unser“ Gott auch in anderen Religionen heilend offenbart hat?

Ist es Jesu Sehnsucht gewesen, dass sich alle Menschen von Gott begleitet fühlen, geliebt und umsorgt? Ich schätze, dass Jesus das Wagnis eingegangen ist, sich mit den anderen auszutauschen. Ich tippe, dass er dieser Sehnsucht gefolgt ist, sich und seinen Glauben weiter zu entwickeln. Ich vermute, er hat gewusst, dass bei aller Spekulation und Entwicklung, er niemals tiefer fallen könnte als in Gottes Hand. Vielleicht ist das so, dass ein Samenkorn erst „erstirbt“, bevor es etwas anderes wird. Vielleicht ist das so, dass wir etwas loslassen müssen, um neu zu werden.