Landesmedienanstalt wirft RTL Verletzung der Menschenwürde vor
In von RTL gezeigten Beiträgen soll die Misshandlung einer 13-Jährigen zu sehen sein. Nun hat die Niedersächsische Landesmedienanstalt die Ausstrahlung beanstandet.
Die Niedersächsische Medienanstalt (NLM) wirft dem Sender RTL die Verletzung der Menschenwürde in mehreren Beiträgen vor. Beanstandet wurden nun Beiträge, die unter anderem im März 2023 in den TV-Sendungen „RTL Aktuell“ und dem Morgenmagazin „Punkt 6“ ausgestrahlt wurden, wie die NLM am Mittwoch in Hannover mitteilte. Sie enthielten Sequenzen aus einem Handyvideo, in dem ein 13-jähriges Mädchen von einer Gruppe Gleichaltriger misshandelt wird. Die NLM reagierte damit auf eine Einschätzung der Kommission für Jugendschutz (KJM), die einen Verstoß des in Köln ansässigen Senders RTL festgestellt hatte.
Die KJM sehe in der Ausstrahlung der Beiträge einen Verstoß gegen den Staatsvertrag über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien (JMStV). Demnach sind Angebote insbesondere dann unzulässig, wenn sie Menschen darstellen, die sterben oder die schweren körperlichen oder seelischen Leiden ausgesetzt sind oder waren.
Laut KJM dient die mehrfache Verwendung der Videosequenzen in den Sendungen nicht der bildlichen Verdeutlichung des Sachverhaltes. Vielmehr werde durch die Darstellung das Opfer zum Objekt der Bebilderung eines Missstandes gemacht, um eine Emotionalisierung der Zuschauer zu erreichen. Dadurch werde das Leiden des Mädchens unzulässig kommerzialisiert und seine Menschenwürde sei somit verletzt.
Medienanstalten beaufsichtigen in Deutschland Rundfunkprogramme und Online-Angebote auf die Einhaltung der medienrechtlichen Anforderungen. Da RTL beim Senderstart 1984 in Niedersachsen die Sendelizenz erhielt, beaufsichtigt die NLM den Sender, obwohl dieser im nordrhein-westfälischen Köln ansässig ist.
Laut NLM ist die Beanstandung noch nicht bestandskräftig. RTL habe die Möglichkeit, innerhalb eines Monats nach Zustellung des Bescheids Klage vor dem Verwaltungsgericht Hannover zu erheben.