Landeskirche Hannovers macht Druck beim Klimaschutz

Klimaschutz war in der Landeskirche Hannovers bisher freiwillig. Ein neues Gesetz schreibt jetzt erstmals Verbindlichkeit vor.

Graben ein Sandarium: Hermann Hamel (l.) und Hans Hartmann von der Nordhorner Gemeinde.
Graben ein Sandarium: Hermann Hamel (l.) und Hans Hartmann von der Nordhorner Gemeinde.Christus- und Kreuz-Kirchengemeinde

Die Christus- und Kreuzkirchengemeinde in Nordhorn hat schon einmal angefangen. Seit Jahren engagiere sie sich für den Klimaschutz, erzählt Pastor Hans Hartmann. So erfasse sie ihre Verbräuche und sei für ihr Umweltmanagement zum zweiten Mal nach dem „Grünen Hahn“ zertifiziert worden. Vom Papier bis zum Strom verwende sie nachhaltige Produkte, zählt der 60-jährige Theologe auf. Selbst ein Sandarium für Insekten und einen Käfer-Meiler habe die Gemeinde angelegt. „Mit unserem Einsatz für Klima- und Artenschutz, den viele Ehrenamtliche hier mittragen, ragen wir sicher im Vergleich der Kirchengemeinden heraus.“

Doch trotz dieser Bemühungen sieht der Nordhorner Pastor der Anwendung des neuen Klimaschutzgesetzes der Landeskirche Hannovers, das seit Januar in Kraft ist, mit Sorge entgegen. Denn bis Ende des Jahres müssen alle Kirchenkreise und Einrichtungen verbindliche Klimaschutzmanagementkonzepte erarbeiten und damit zum ersten Mal regeln, wie sie ihre Treibhausgas-Emissionen senken wollen. „Das ist ein Paradigmenwechsel. Jetzt geht es nicht mehr um den Gebäudeerhalt, sondern um den Gebäudebestand“, sagt Hartmann.

Bisher war Klimaschutz freiwillig

Bis 2035 will die Landeskirche ihre Treibhausgas-Emissionen um 80 Prozent senken und bis 2045 sogar ganz ohne Treibhausgase auskommen. Bisher hat es an einem systematischen Management gemangelt, das Engagement für Klimaschutz war freiwillig.

Jetzt müssen die Kirchenkreise planen, wie sie mit ihren 8000 Gebäuden, darunter Kirchen, umgehen. Es geht auch um den Energieverbrauch, alternative Energien und den Bereich Mobilität. Doch kaum ist die Aufgabe gestellt, der Druck erhöht, zeichnen sich in manchen Kirchenkreisen Probleme ab.

Ringen um jedes zweite Kirchengebäude

„Das ist wie die Besteigung eines 5000ers“, sagt Superintendent Bernd Brauer. „Ab 4000 wird die Luft knapp.“ Brauer ist Superintendent von Ostfriesland-Ems, dem flächenmäßig größten Kirchenkreis der Landeskirche. Mit 38 Sakralbauten für rund 60.000 Gemeindemitglieder sei die Gebäudebestand vergleichweise großzügig bemessen, erklärt der 58-Jährige. „Wir werden uns von Gemeindehäusern trennen müssen. Im Einzelfall geht es auch um Kirchen.“ Ab Juni soll eine Steuerungsgruppe festlegen, welche Gebäude abgestoßen werden. „Wir machen uns auf den Weg und werden sehen, wie weit wir kommen.“ Doch Brauer zweifelt, dass das Konzept zum Ablauf des Jahres steht. „Das Tempo sorgt für ein Murren.“ Und sein Kirchenkreis sei kein Einzelfall, sagt er. „Viele Superintendenten machen sich Sorgen.“

Fast jedes zweite Gebäude im Kirchenkreis könnte wegfallen, vermutet der Pastor Hartmann. „Das löst viel Unruhe aus.“ Auch seine Gemeinde könnte es treffen.