Landesjugendpastorin: Warum sich Jugendliche in der Kirche engagieren

Viel weniger Jugendliche sind heute in der Kirche aktiv als noch vor ein paar Jahren. Doch die, die dabei sind, sind es aus Überzeugung­, sagt Annika Woydack­, Landesjugendpastorin der Nordkirche.

Annika Woydack, Landesjugendpfarrerin der Nordkirche
Annika Woydack, Landesjugendpfarrerin der Nordkircheprivat

Selbstverständlich ist das lange nicht mehr: Konfirmandenunterricht, Konfi-Zeit, an der der Großteil der Jugendlichen einer Klasse teilnimmt. In manchen Stadtteilen in Hamburg gäbe es Klassen, in denen keiner oder vielleicht mal einer oder eine in der Kirche aktiv sei. „Da bekommt man dann schon einen Spruch von den anderen, wenn man zugibt, dass man in der Kirche ist“, erklärt Annika Woydack. „Die Selbstverständlichkeit ist nicht mehr da, es gibt sogar eine Art Rechtfertigungsdruck. Da braucht es dann schon Mut.“

Die Landesjugendpastorin der Nordkirche beschäftigt sich viel mit den Belangen der Jugendlichen und sie hat es auch während ihrer Zeit in der Hamburger Paulskirchengemeinde selbst erlebt. Umso wichtiger sei es, dass die jungen Menschen bei der Konfi-Zeit ermutigt werden, dass sie Werkzeuge an die Hand bekommen, wie sie damit umgehen können. „Wenn die Konfi-Zeit so gestaltet ist, dass die Jugendlichen Spaß haben, dass sie spannende Sachen erleben, selbst mitgestalten können, dann können sie auch ganz anders davon erzählen, als wenn sie, so wie früher, schulischen Konfirmandenunterricht haben“, sagt Annika Woydack.

Sie hat in der Arbeit mit Jugendlichen aber auch die Erfahrung gemacht, dass Glaube und Werte bei jungen Menschen eine große Rolle spielen. Studien bestätigen das. „Die Jugendlichen, die dabei sind, die sind es dann aber mit Überzeugung. Die werden nicht geschickt, die wollen da sein. Da braucht es dann weniger Mut, weil eine Entscheidung dahintersteckt“, so Woydack.

Beteiligung der Jugend richtig umsetzen

Ein wichtiges Kriterium für die jungen Menschen ist aus Sicht der Landesjugendpastorin die Selbstwirksamkeit. „Wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas bewirken können, dass sie und ihre Ansichten eine Rolle spielen, dann sind sie gern dabei.“ Aus diesem Grund sei es umso wichtiger, die Beteiligung von Jugendlichen bei Synoden richtig umzusetzen. „Das geht nicht ohne den Mut der Institutionen und der Handelnden, sich einzulassen. Der Mut der Jugendlichen allein reicht hier nicht – es braucht insgesamt den Mut zur Veränderung“, sagt Annika Woydack.

Für sie ist das eigentlich Mutige am protestantischen Glauben, „dass wir Glaubenssätze haben und bereit sind, sie zu hinterfragen“. „Mut im Glauben ist für mich zweifelnd zu bleiben. Zu wissen, ich habe nicht alles in der Hand, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sich abschotten und auf seiner Meinung beharren ist einfach. Mutig ist auszuhalten, dass es verschiedene Ansichten gibt und dass verschiedene Antworten richtig sein können“, betont Annika Woydack. Das erlebe sie auch immer wieder in der Begegnung von Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern und Glaubensgemeinschaften: „Die Jugendlichen öffnen sich mutig anderen, erzählen von ihrem Glauben und tauschen sich aus.“ Das ist für sie gelebter Glaube.