Landesbischof: Morddrohung gegen Imam ist „unerträglich“

Einen Brief mit einem Sarg und seinem Namen hat ein Wolfsburger Imam kurz vor Heiligabend erhalten. „Das können wir nicht zulassen“, kritisiert der Hannoveraner Bischof Meister.

Landesbischof Ralf Meister
Landesbischof Ralf MeisterHeiko Preller / Landeskirche Hannovers

Hannover/Wolfsburg. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Morddrohungen gegen den Wolfsburger Imam Aissa Hajlaoui verurteilt. „Es ist unerträglich, wenn Menschen ihres Glaubens wegen um ihr Leben fürchten müssen“, sagt der Theologe. „Das können wir nicht zulassen und wir dürfen die Opfer in ihrer Not nicht alleine lassen.“

Der Imam des Islamischen Kulturzentrums in Wolfsburg hatte einen Tag vor Heiligabend ein anonymes Schreiben erhalten. Der unfrankierte und unbeschriftete Brief an die Privatadresse von Aissa Hajlaoui enthielt unter anderem eine Abbildung von einem Sarg und seinen Namen. Die Polizei in Wolfsburg hat noch keine Erkenntnisse über den oder die Urheber des Briefes. „Wir haben bislang keine Hinweise erhalten“, sagte ein Sprecher. „Wir ermitteln weiter.“

Beispiel für Integration

Meister ergänzte, mit rund 150 verschiedenen Nationen, die in Wolfsburg friedlich miteinander lebten, bleibe die Stadt ein gutes Beispiel für Integration. „Diese Solidarität ist die deutlichste Antwort auf solche Bedrohungen“, betonte der Bischof, der zugleich Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. Meister unterstützte die Forderung der Landesverbände der Muslime und Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, die gemeinschaftlich eine schnelle Reaktion von Polizei und Verfassungsschutz angemahnt hatten.

Es mache betroffen und wütend, wenn zu den beinahe schon üblichen verbalen Drohungen und Anfeindungen gegen Muslime und Juden nun sogar schon Morddrohungen ausgesprochen werden, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Schura Niedersachsen und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Die Vorsitzenden Recep Bilgen und Michael Fürst forderten eine Reaktion aller demokratischen Institutionen in Niedersachsen. „Wir müssen uns dieser Art von Bedrohungen stellen, bevor aus Morddrohungen Morde werden.“

„Methode von Feiglingen“

In einem Video auf Facebook sagte Imam Hajlaoui, das Drohen sei die Methode von Feiglingen. „Sie sind Feinde der Menschheit, Feinde der Freiheit und der Vielfalt.“ Gerichtet an denjenigen, der die Botschaft geschickt hat, sagte er: „Ich werde weiterhin im Dienste der Menschheit stehen und ich werde immer gegen Rassismus, gegen Extremismus und auch immer gegen Islamophobie sein.“

Auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) verurteilte die Morddrohung aufs Schärfste. Wolfsburg sei ein gelebtes Beispiel für Integration, wo Menschen aus mehr als 150 Nationen friedlich zusammenlebten. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass einige wenige diese Errungenschaft zerstören.“ Auch der Imam vertrete persönlich das Miteinander der Religionen und die gelebte Vielfalt in der Stadt.

Das Islamische Kulturzentrum geht nach eigenen Angaben auf den 1978 gegründeten „Islamischen Verein Wolfsburg“ zurück. In den 1970er Jahren seien viele Muslime aus Nordafrika nach Wolfsburg gekommen, um bei VW zu arbeiten und seien geblieben. Im Jahr 2006 sei das heutige Kulturzentrum eröffnet worden, das sich mit seinen Angeboten an Muslime und Nichtmuslime richte. Neben Gebeten, Vorträgen und Feiern beinhaltet dies auch eine Wochenendschule für Kinder und Jugendliche. Nach eigenen Angaben werden rund 1.500 Muslime aus Wolfsburg und der Region erreicht. (epd)