Landesbischof Meister bekommt hundert Hassmails

Er hat sich hinter die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin gestellt. Das bringt Landesbischof Meister jetzt Hassmails ein – viele auf einem sehr niedrigen Niveau.

Landesbischof Ralf Meister
Landesbischof Ralf Meisterepd

Hannover. Seine zustimmende Äußerung zum Satz "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister in der vergangenen Woche etwa hundert "Hassmails" eingebracht. "Viele davon sind auf einem solchen Niveau, dass man darauf nicht antworten kann", sagte der evangelische Theologe bei der "Langen Nacht der Kirchen" in Hannover.
Meister kündigte an, dass die Landeskirche im Frühjahr eine Reihe von Dialogforen zur Flüchtlingspolitik starten werde. Dort sollen Befürworter und Kritiker einer Willkommenskultur in Kirchen zusammenkommen und sich austauschen. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung sei es für die Kirche momentan schwierig, mit den Gegnern einer Flüchtlingsaufnahme ins Gespräch zu kommen, räumte der Bischof ein.

Meisters Appell

Er rief die Christen dazu auf, am "Tag der offenen Moschee" Anfang Oktober ein islamisches Gebetshaus zu besuchen. "Das wäre ein klares Signal: Wir interessieren uns für Euch, wir wollen Eure Nachbarn sein", sagte Meister. Er könne sich vorstellen, dass die Pastoren am Sonntag, 2. Oktober, in den christlichen Gottesdiensten dazu aufriefen. Beim "Tag der offenen Moschee" öffnen am 3. Oktober bundesweit etwa tausend Moscheen ihre Türen für Besucher.
Der Landesbischof appellierte zugleich an die Christen, den Menschen zu helfen, die in Syrien geblieben und nicht geflüchtet seien. Diese Menschen fühlten sich vom Westen vergessen. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers wolle deswegen eine Partnerschaft zu vier christlichen Schulen in Syrien aufbauen, die von Christen und liberalen Muslimen besucht würden. "Für die Menschen dort ist die schulische und medizinische Versorgung ein zentrales Argument, um im Land zu bleiben", unterstrich Meister in der evangelischen Timotheuskirche. Eine Delegation der Landeskirche werde im nächsten Frühjahr deswegen in die vom Bürgerkrieg stark zerstörte Stadt Homs reisen. (epd)