Landesbischof-Kandidatin: Mehr Liebesbriefe schreiben
Die Briefe könnten spüren lassen, wie sehr sich Menschen verbunden seien — in der Nähe oder über große Entfernungen hinweg, sagte die Theologin in ihrer Predigt im Schweriner Dom.
Schwerin. Der Countdown zur Neubesetzung des Landesbischofamtes der Nordkirche hat seine vorletzte Etappe erreicht. Als zweite Kandidatin stellte sich im Schweriner Dom die Regionalbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (53) aus der Kirche in Mitteldeutschland (EKM) der Öffentlichkeit vor. Die Wahl für die Nachfolge von Landesbischof Gerhard Ulrich (67) soll am Donnnerstag, 27. September, im Lübecker Dom stattfinden. Gegenkandidat von Kühnbaum-Schmidt ist der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer (60). Ulrichs Amtszeit endet am 31. März 2019.
Kühnbaum-Schmidt appellierte in ihrer Predigt an die Gemeinde, einander mehr Liebesbriefe zu schreiben. Die könnten spüren lassen, wie sehr sich Menschen verbunden seien — in der Nähe oder über große Entfernungen hinweg. Liebesbriefe könnten dazu verhelfen, von sich selbst abzusehen und den Nächsten in den Blick zu nehmen. "Christliche Freiheit heißt: von sich selbst frei werden zur Liebe zum Anderen", sagte sie.
Die Liebe Gottes
Diese "Anderen" könnten die kranke Nachbarin sein, die auf Besuch wartet — oder der kleine Junge, der täglich ohne Frühstück zur Schule muss. Es könnten aber auch jene sein, "die uns als unsere Nächsten an den Grenzen Europas buchstäblich vor die Füße gespült werden". Oder "die in anderen Ländern leben, wo Dürre-Katastrophen und Überschwemmungen als Folge des Klimawandels schon längst traurige Regelmäßigkeit sind".
"Lasst uns von der Liebe Gottes erzählen und sie ausstrahlen und verkörpern", sagte Kühnbaum-Schmidt. Das könne geschehen "mit Empathie und Wärme an der Seite von Kranken und Sterbenden" — oder "mit Klarheit und Mut gegenüber allen, die Gewalt und Hetze verbreiten, sei es auf der Straße oder im weltweiten Netz". Diese Haltung werde zwar von manchem als "weltfremd" oder "naiv" verspottet. Doch Christen würden durch den Glauben "zu neuen Menschen, in denen Gottes Barmherzigkeit wohnt und so ihr Denken und Handeln bestimmt".
Engagiert in der Vereinigten Lutherischen Kirche
Pröpstin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist seit 2013 Regionalbischöfin der EKM für den Propstsprengel Meiningen-Suhl in Thüringen. Sie wurde 1964 in Braunschweig (Niedersachsen) geboren und studierte evangelische Theologie in Göttingen und Berlin. Nach einer Tätigkeit als Hochschulassistentin für Neuere und Neueste Kirchengeschichte und dem Vikariat legte sie die zweite theologische Prüfung in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig ab und wurde dort 1995 ordiniert.
Von 1995 bis 2002 arbeitete sie in Braunschweig als Pfarrerin in der Kirchengemeinde Wichern, dann in der Propstei-Pfarrstelle für Öffentlichkeitsarbeit und ab 2004 in der Kirchengemeinde St. Petri. Ab 2009 war sie zusätzlich pastoralpsychologische Beraterin und Supervisorin ihrer Landeskirche und Dozentin für Seelsorge am Predigerseminar. 2015 wurde sie in die Leitung der Vereinigten Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gewählt. Zudem gehört sie zum Beirat der Führungsakademie für Kirche und Diakonie in Berlin. Kristina Kühnbaum-Schmidt ist Sprecherin von Rundfunkandachten beim MDR. Sie ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. (epd)