Landesbischöfin: Nordkirche wird koloniales Erbe aufarbeiten

Für die Aufarbeitung der Vergangenheit biete das Archiv des Ökumenezentrums in Breklum wichtige Quellen, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-SchmidtMarcelo Hernandez / Nordkirche

Lübeck-Travemünde. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat angekündigt, dass die Nordkirche die Missions- und Kolonialgeschichte in Norddeutschland intensiver aufarbeiten werde. Die deutschen Missionsgesellschaften hätten einerseits emanzipatorische Gedanken in die Kolonien gebracht, andererseits aber die gewaltsame Durchsetzung kolonialer Interessen unterstützt, sagte die Landesbischöfin am Freitag auf der Landessynode in Lübeck-Travemünde.

Für die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit biete das Archiv des Ökumenezentrums in Breklum (Kreis Nordfriesland) wichtige historische Quellen. Die Arbeit der Missionare habe auch das Selbstbild der Kirchen in Europa geprägt. Sie bestimme bis heute die Partnerschaftsbeziehungen und die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit. Die Stimmen der Partnerkirchen könnten helfen, den eigenen Horizont zu erweitern.

Arme Länder im Blick

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie müssten die armen Länder stärker in den Blick genommen werden, forderte die Landesbischöfin. „Niemand ist sicher, wenn nicht alle sicher sind.“ Viele Menschen im globalen Süden könnten nicht verstehen, dass sich in Deutschland viele Menschen trotz der Verfügbarkeit nicht impfen lassen. Sie appellierte an die Gemeinden, bei Festen oder Tafeln für das Impfen zu werben und Impfaktionen zu fördern.


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Die Nordkirche wird nach den Worten Kühnbaum-Schmidts eine verbindliche Plattform für digitales Arbeiten auf allen Ebenen einrichten. Damit werde auch ein Wandel in der Haltung gegenüber digitalen Erneuerungsprozessen zum Ausdruck gebracht. Nach einer Beratung der Landessynode im November soll die Plattform „nordkirche.digital“ 2023 starten.

Angesichts von Klimawandel, Corona-Pandemie und Zuwanderung sei die Gesellschaft aktuell durch eine starke Verunsicherung geprägt, sagte Kühnbaum-Schmidt. „Ein Weiter-So wie vorher wird es nicht geben.“ Die Stimmungslage sei unter der Oberfläche fragil und zerbrechlich. Gefragt sei daher ein stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Über gesellschaftliche Grenzen hinweg

Die Kirche kann hier nach den Worten der Landesbischöfin einen besonderen Beitrag leisten. Ihr Vorbild Jesus Christus habe gerade Menschen über gesellschaftliche Grenzen hinaus zu sich eingeladen. Die Zukunft brauche eine „kooperierende Kirche“, die mitarbeitet an einem globalen Gemeinsinn. Sie müsse die Angst vor Veränderung, Verlust und Verzicht hinter sich lassen. Gefragt sei eine Kirche, „die selbst einfacher und bescheidener wird“. (epd)