Die Bundesländer Hessen, Bayern, Sachsen und Berlin fordern den Bund auf, einen günstigen Erhaltungszustand beim Wolf an die Europäische Union zu melden. Die vier Umweltministerien hätten gemeinsam ein entsprechendes Schreiben verfasst, teilte das hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium am Montag in Wiesbaden mit. Hintergrund ist eine Absenkung des Schutzstatus für den Wolf durch die sogenannte Berner Konvention am 7. März von streng geschützt auf geschützt und eine anschließende rechtliche Festsetzung durch die EU-Kommission. Der günstige Erhaltungszustand sei neben der niedrigeren Schutzstufe die Voraussetzung für ein „effektives Bestandsmanagement“ und damit zum Jagen.
Hessens Umweltminister Ingmar Jung (CDU) fordert dazu auf, „die Realität anzuerkennen“. Der günstige Erhaltungszustand des Wolfs „muss endlich auch politisch Konsequenzen haben. Das dringend notwendige und im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerte Bestandsmanagement muss jetzt umgesetzt werden“, sagte er.
Mit mehr als 100 fortpflanzungsfähigen Rudeln und Paaren sei eine ausreichende Populationsgröße des Wolfs in Deutschland erreicht, argumentieren die Länder. Die Zahl der Tiere sei in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gestiegen. Dem widerspricht der Naturschutzbund (Nabu) Hessen. „Bei aktuell nur einer einzigen Wolfsfamilie in ganz Hessen von einem ‘guten Erhaltungszustand’ zu sprechen, entbehrt jeder fachlichen Grundlage“, sagte Mark Harthun, Geschäftsführer Naturschutz beim Nabu. Es gebe derzeit in Hessen „nur etwa so viele nachgewiesene Wölfe wie Minister“, teilte die Organisation am Montag in Wetzlar mit und wirft dem hessischen Umweltministerium „Realitätsklitterung“ vor.
Entscheidungen über den Abschuss einer geschützten Tierart dürften nur faktenbasiert getroffen werden und nicht „aus eventuell populistischen Motiven heraus“, fordert der Nabu. Eine zunehmende Wolfspopulation im norddeutschen Tiefland dürfe nicht zum Abschuss der Wölfe in Hessen führen. Statt gegen den Wolf zu agieren, sollte das Land den Herdenschutz in Hessen verbessern. „Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben“, sagte Harthun.