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KZ-Stollenanlage unter bergmännischer Überwachung

Fast 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora benötigt dessen weitläufige Stollenanlage regelmäßig bergmännische Überwachung. Das Gipsgestein sei sensibel, sagte Gedenkstättenleiter Andreas Froese dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Einsturz der unterirdischen Hallen sei jedoch nicht zu befürchten.

Regelmäßig fallen den Angaben zufolge etwa kleinere Gesteinsbrocken aus der Stollendecke herab. Zum Schutz der Besucherinnen und Besucher seien in diesem Teil der Gedenkstätte Netze gespannt worden, die diese Steinschläge zuverlässig auffingen. Zudem gebe es regelmäßige Begehungen und statische Kontrollen durch das Landesbergbauamt.

Laut Froese stellen die regelmäßigen Wassereintritte in den Stollen keine Gefahr für den Gipskarst dar. Im Gegenteil: Das sauerstoffarme Wasser, das Teile der Stollenanlage überflutet habe, schütze die darin befindlichen historischen Zeitzeugnisse wirkungsvoll vor Beschädigungen. Seit 1945 lägen Bauschutt und Hinterlassenschaften der NS-Raketenproduktion vergleichsweise sicher verwahrt im Wasser, sagte der Froese.

Seit 1930 wurde in dem bei Nordhausen gelegenen Berg Kohnstein unter Tage Gips abgebaut. 1943 wurde die Produktion der V2-Rakete sowie der V1-Flugbombe in die bereits existierende Stollenanlage im Kohnstein verlagert. Rund 60.000 Häftlinge des in der Nähe angelegten KZ Mittelbau-Dora mussten die Anlagen unter unmenschlichen Bedingungen zur Produktionsstätte für die Rüstungsgüter umbauen und erweitern. Am 11. April 1945 wurde das KZ Mittelbau-Dora durch US-amerikanische Truppen befreit.