Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche
In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 18. April, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
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Ein Mann und seine kleine Tochter leben in einer Gebirgsregion unweit von Tokio in Einklang mit der Natur. Doch diese Harmonie gerät in Gefahr, als ein Unternehmen einen luxuriösen Campingplatz eröffnen will. Bei einem Treffen mit Vertretern der Firma melden die Einwohner Bedenken wegen Planungsmängeln an, die zu Umweltproblemen führen könnten. Ein mit großer Ruhe entwickelter Film über das fragile Gleichgewicht von Mensch und Natur, der Wege ins Unvorhersehbare erforscht und das „Böse“ als etwas Undurchdringliches präsentiert, das den Figuren neue Möglichkeiten öffnet – im Guten wie im Schlechten. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621375/evil-does-not-exist
Eine kleine Gruppe Journalisten reist im Auftrag der Nachrichtenagentur Reuters durch die von einem Bürgerkrieg erschütterten USA, um den autoritären Präsidenten im Weißen Haus zu interviewen. Unterwegs müssen sie nicht nur ihre eigenen Ideale hinterfragen, sondern auch ums nackte Überleben kämpfen. Eine komplexe, mitunter auch verstörende Dystopie, die sich kritisch mit dem Zusammenhang zwischen Krieg und Berichterstattung und dem US-amerikanischen Imperialismus auseinandersetzt. Dabei beschwört der Film unterschiedliche Atmosphären hinauf, mit denen er einer Ästhetisierung der Kämpfe entgegenwirkt. Ein spannendes Zukunftsszenario mit Gegenwartsbezug. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622628/civil-war
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Eine wortkarge Frau von Ende vierzig lebt unverheiratet in einem georgischen Bergdorf und führt einen kleinen Laden. Kurz nach einem Unfall schläft sie unvermutet zum ersten Mal mit einem Mann und trifft sich weiterhin mit ihm. Doch neben den unbekannten Liebesgefühlen ist sie auch verunsichert und will sich ihre Freiheit bewahren. Ein ruhig erzähltes Drama in satten Farben und einer lakonischen Melancholie um eine faszinierend eigenständige und feinfühlige Frauenfigur in einer Phase der Veränderung, die zugleich beglückt und verunsichert. In den realistischen Grundton schleichen sich Fantasie-Sequenzen und Verfremdungselemente hinein, geerdet wird der Film indes durch die präzise Hauptdarstellerin Eka Chavleishvili. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621533/amsel-im-brombeerstrauch
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In den letzten Jahren der britischen Kolonialherrschaft über Sansibar trifft ein junger Freiheitskämpfer aus armen Verhältnissen auf eine junge Frau aus wohlhabendem Haus, die mit einem fremden Mann zwangsverheiratet wurde. Zwischen den nationalen und persönlichen Freiheitskämpfen, in die beide verwickelt sind, entsteht eine unmögliche Liebesbeziehung. Die sichtbar am Kino von Wong Kar-wai orientierte Romanverfilmung schafft es nicht, die komplexen politischen Verhältnisse und die überstilisierte Leidenschaft des Liebespaars zu einem kohärenten Ganzen zu vereinen. Dort, wo die Liebe das Politische mit aller dazugehörigen Naivität überschreibt, entwickelt sie aber eine eigenwillige ästhetische Kraft. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622629/die-liebe-in-ungleichen-zeiten
Im deutschen Kaiserreich und im Nationalsozialismus wurde das in der Lausitz lebende slawische Volk der Sorben zwangsgermanisiert und unterdrückt, in der DDR wurden sie vor allem als altmodische Menschen in Trachten angesehen. In ihrem Dokumentarfilm beleuchtet die Regisseurin Grit Lemke die Vielfalt heutigen sorbischen Lebens und erkundet dabei auch ihre eigenen Wurzeln. Neben der Wiederbelebung der sorbischen Kultur und Sprache erzählt sie von neuem nationalem Selbstbewusstsein, wobei sie nicht historisch-analytisch vorgeht, sondern sich von ihren Emotionen und denen der Porträtierten leiten lässt. Auch wenn nicht jeder Ausdruck wiedergewonnener sorbischer Identität nachvollziehbar ist, überzeugt der Film in seinem Einsatz für eine bedrohte Kultur. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621782/bei-uns-heisst-sie-hanka
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Queere Menschen aus aller Welt haben Berlin zu ihrer Stadt gemacht. Viele kamen freiwillig, andere flohen aus ihrer Heimat. Der Film begleitet sechs Menschen unterschiedlichster Herkunft und Identität. Das queere Universum Berlins spiegelt die queeren Bewegungen der Welt wider und entwickelt sich ständig weiter. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Spektrum der Identitäten erweitert. Heute sind schwul und lesbisch nur zwei Begriffe unter vielen. Ihre persönlichen Geschichten und Ambitionen werden mit historischen Ereignissen und aktuellen Themen verwoben. Daraus entsteht ein ungeschöntes Porträt der Stadt als immerwährendem Sehnsuchtsort und als Herausforderung für alle, die dort landen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622661/queer-exile-berlin
Während Rom unter der Sommerhitze stöhnt und Brände die Stadt bedrohen, wird ein junger Mann von korrupten Polizisten erpresst, einen dubiosen Auftrag zu erledigen. Als er Angst bekommt und abhaut, wollen ihn die Polizisten als Mitwisser beseitigen. Um unterzutauchen, sucht er die Hilfe eines ehemaligen Komplizen seines Vaters. Als sich die Lage zuspitzt und die Gefahr für den Jungen wächst, schaltet sich sein Vater, der früher in der Unterwelt eine Größe war, schließlich auch selbst ein, obwohl er mit dem Sohn verkracht ist. Der Film schwankt unentschieden zwischen Thriller und Melodram um eine brüchige Vater-Sohn-Beziehung, die von kriminellen Verwicklungen überschattet wird, und verliert dadurch einen beträchtlichen Teil seines Spannungspotenzials. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621379/adagio
Im dritten Teil einer Dokumentarfilm-Reihe über Kreativität führt der Filmemacher Hermann Vaske einmal mehr Interviews mit prominenten Menschen aus aller Welt und verschränkt diese Sequenzen mit Bildern aktueller Konflikte. Während der titelgebende Begriff der Kreativität seltsam unerforscht bleibt, fällt vor allem die große Zahl an Interviewten ins Auge, die gelegentlich durchaus Interessantes beizutragen haben. Unter anderem sind dabei: Cate Blanchett, Bono, Salman Rushdie, Isabella Rossellini und John Cleese. Insgesamt aber entsteht lediglich das Bild einer gigantischen Trophäenjagd, bei der ein pathetischer Kommentar zudem nicht gerade zur Konzentration beiträgt. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621283/kann-kreativitat-die-welt-retten
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung