Kurhessische Kirche verliert Mitglieder und berät über Personal

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat innerhalb eines Jahres fast 20.000 Mitglieder verloren. Das geht aus dem Personalbericht hervor, den Prälat Burkhard zur Nieden und Vizepräsidentin Katharina Apel am Donnerstag der Landessynode im nordhessischen Hofgeismar vorlegten.

Demnach zählte die kurhessische Kirche im Dezember 2023 noch 710.518 Mitglieder, ein Jahr zuvor waren es 730.478. Das entspreche einem Rückgang von 2,73 Prozent, sagte Apel. Die Zahl der Kirchenmitglieder sinke kontinuierlich und stärker als noch vor wenigen Jahren angenommen. Nach Angaben von Prälat zur Nieden beträgt der Verlust seit Dezember 2021 rund 50.000 Mitglieder.

Damit einher gingen sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer, machte Apel deutlich. Deshalb müssten die Ausgaben den sinkenden Einnahmen angepasst werden. „Unsere Generation darf nur so viel Ressourcen verbrauchen und ausgeben, wie wir an Erträgen generieren“, betonte die Vizepräsidentin auch mit Blick auf die künftige Personalstrategie der EKKW.

Darüber hinaus werden weniger Pfarrpersonen und Fachkräfte in allen Bereichen, die Entwicklung hin zu einer vielfältigeren, multireligiöseren Gesellschaft und der Bedeutungsverlust der Kirche die Rahmenbedingen verändern. Als größte Herausforderungen führt zur Nieden die Personalgewinnung und Personalbindung an sowie das Ziel, ein attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber zu bleiben.

Der Mangel an Fach- oder Arbeitskräften sei massiv spürbar. Daher müsse sich die kirchliche Personalpolitik insgesamt neu ausrichten – mit dem Ziel, das Verhältnis der Ämter und Berufe qualitativ neu zu definieren.

Die Zahl der Pfarrpersonen liegt den Angaben zufolge aktuell bei 700. Das seien rund 40 weniger als vor zwei Jahren, führte zur Nieden aus. 60 Vollzeitstellen seien derzeit vakant. Die hohe Zahl von Vikarinnen und Vikaren ermögliche es, die Lücken weitgehend in diesem und im nächste Jahr zu schließen.

Trotz Stellenabbau wird die Neubesetzung künftig schwieriger werden, weil die Zahl der Theologie-Studierenden rückläufig sei. Der Prälat rechnet mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang beim Pfarrpersonal aufgrund einer hohen Zahl von Eintritten in den Ruhestand. Bis Ende 2037 beträfe das rund 440 Pfarrpersonen, das seien fast zwei Drittel des jetzigen Personalbestands, vorzeitige Ruhestände nicht inbegriffen.

Personalzuwachs hingegen verzeichnet die Landeskirche bei den Mitarbeitenden der Kindertagesstätten. Sie machen den Angaben zufolge mit 3.230 Personen die größte Gruppe der rund 12.400 Beschäftigten der EKKW aus. Ihre Zahl habe in den vergangenen beiden Jahren um 26 Prozent zugenommen.

Zum Auftakt der Synode rief die Bischöfin Beate Hofmann zu einer klaren Haltung gegen rechtsextreme Positionen auf. Wenn Rechtsextremismus das gesellschaftliche Zusammenleben bedrohe, seien Kirche und Gesellschaft gefordert, die Bedrohten zu schützen und sich deutlich von dieser Position abzugrenzen.

Ideen von „völkischer Reinheit“ und die Ausgrenzung von Menschen, die einer anderen Ethnie oder Religion angehören, seien mit dem Christentum nicht vereinbar, betonte die Bischöfin im Eröffnungsgottesdienst. Wer öffentlich für Positionen werbe, die mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind, könne nicht in der Diakonie und der Kirche mitarbeiten, nicht im Haupt- und nicht im Ehrenamt. Hofmann appellierte, das Gespräch mit Andersdenkenden nicht kategorisch auszuschließen.

Die Landessynode tagt bis Samstag, 27. April, in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar. Die Synodalen beraten unter anderem über die Förderung und Finanzierung des Klimaschutzes in der EKKW und über die Ergebnisse und Konsequenzen der Forum-Studie zu sexualisierter Gewalt.