Kurdische Gemeinde: Kraicker ist Opfer der türkischen Willkürjustiz

Der Gießener Patrick Kraicker ist mehreren Medienberichten zufolge in der Türkei aus der Haft entlassen worden. Er sei nach sechs Jahren und drei Monaten aus dem Gefängnis in Ankara freigelassen worden, teilte die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) auf Facebook mit. Kraicker sei „Opfer der türkischen Willkürjustiz“ gewesen. „Von seiner Unschuld waren wir überzeugt und haben für seine Freiheit gekämpft.“

Er habe mit Kraickers Mutter gesprochen, die ihm die Freilassung ihres Sohnes bestätigte, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der KGD, Mehmet Tanriverdi, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Gießen. Der 35-Jährige befinde sich in Abschiebehaft und werde, sobald die Formalitäten erledigt seien und er einen Flug bekomme, nach Deutschland reisen können. Angesichts der Verhältnisse in türkischen Gefängnissen sagte Tanriverdi: „Wer nach sechs Jahren freikommt, ist beschädigt.“

Kraicker war 2018 nahe der türkisch-syrischen Grenze in der kurdischen Region von türkischen Sicherheitskräften verhaftet worden, „unter dem Vorwand der Unterstützung einer Terrororganisation“, wie damals die Initiative „Free Patrick“ schrieb. Diese startete eine Petition zur Freilassung Kraickers.

Die KGD und er hätten den Fall von Anfang an begleitet und seine Inhaftierung immer wieder thematisiert, sagte Tanriverdi weiter. Er halte Kraicker für „absolut unpolitisch“. Es habe keinen Beweis gegeben und keinen Grund, ihn so lange festzuhalten. Die Gerichtsverhandlung habe ohne Übersetzer stattgefunden.

Kraicker und seine Familie hätten „keine Lobby“ gehabt, kritisierte Tanriverdi. Die KGD habe den Fall etwa vor Staatsbesuchen immer wieder thematisiert und die Bundesregierung aufgefordert: „Setzt euch für die Freilassung der deutschen Staatsbürger ein.“ Die Bundesregierung habe bei Patrick Kraicker „halbherzig“ agiert.