Kunststoff-Recycling in Deutschland

Die Welt versinkt im Plastikmüll, doch niemand scheint eine Lösung zu haben. Derzeit berät die Weltgemeinschaft im südkoreanischen Busan über ein Abkommen, wie der Kunststoffflut Einhalt geboten werden kann. Neben Produktionsbeschränkungen steht dabei auch die Wiederverwertung, das Recycling, auf dem Prüfstand. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) gibt einen Überblick zum Stand des Recyclings in Deutschland und weltweit.

Im vergangenen Jahr fielen in Deutschland laut dem Branchenverband der Kunststoffindustrie BKV etwa 5,9 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Etwa 0,3 Millionen Tonnen davon wurden von der Industrie verursacht. Mit über 5,5 Millionen Tonnen kommt das meiste allerdings aus den Privathaushalten, hauptsächlich in Form von Verpackungen, Plastikprodukten wie Flaschen und diversen Tüten.

Im vergangenen Jahr wurden rund 2,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfall (38 Prozent) mechanisch recycelt. Das heißt, die Kunststoffe werden in der Regel zerkleinert, geschmolzen, zu Granulat verarbeitet und zu sogenannten Rezyklaten aufbereitet. Aus diesen können dann wieder Kunststoffprodukte hergestellt werden. Ein Bruchteil der Abfälle von 0,01 Millionen Tonnen (0,2 Prozent) wurde darüber hinaus chemisch recycelt, das heißt, ihre molekulare Struktur wird zersetzt. Gerade verunreinigte Kunststoffe und diverse Plastikverbindungen lassen sich erst durch chemische Behandlung überhaupt aufarbeiten.

Mit etwa 3,6 Millionen Tonnen wurden annähernd zwei Drittel des Plastikmülls laut Branchenverband “energetisch verwertet”, was bedeutet, dass sie als Zusatz von fossilen Energieträgern für Wärme- und Stromproduktion verbrannt werden. Ein kleiner Anteil von 0,03 Millionen Tonnen landete auf der Mülldeponie.

Das ist vor allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Verunreinigter Kunststoff beziehungsweise Mischformen mit anderen Bestandteilen müssten erst getrennt und sortiert werden, damit sie für das Recycling zur Verfügung stehen. Das kostet Geld und Ressourcen. Zudem treten Rezyklate in Konkurrenz zu Neuplastik. “Wenn Neukunststoffe preiswerter (und qualitativ hochwertiger) sind als Rezyklate und keine Rezyklateinsatzquoten (oder freiwillige Selbstverpflichtungen) sicherstellen, dass Rezyklate eingesetzt werden, dann werden in der Regel Neukunststoffe verwendet”, erklärt Kunststoffexpertin Franziska Krüger vom Umweltbundesamt.

Zusätzlich gibt es jedoch auch eine nicht geringe Menge an Plastikmüll, der nicht ordnungsgemäß entsorgt wird und etwa im Restmüll statt in der gelben Tonne landet. Diese Abfälle gehen von vorneherein für das Recycling verloren.

Allgemein gut recycelt werden können Produkte aus sogenannten Massenkunststoffen wie Polyethylen (zum Beispiel Folien und Verpackungen), Polypropylen (PP, zum Beispiel Flaschendeckel und Joghurtbecher) oder Polyethylenterephthalat (PET, bekannt durch Plastikflaschen). Allerdings sollten die Kunststoffe rein sein und nicht mit anderen Bestandteilen vermischt.

Kaum wiederverwertbar sind Kunststoffe wie Duroplaste, die nach ihrem Erstarren nicht wieder eingeschmolzen werden können. Diese werden für besonders widerstandsfähige oder hitzebeständige Produkte wie Bremsbeläge, Schutzhelme oder Topfgriffe verwendet. Ein chemisches Recycling wäre hier zwar in einigen Fällen möglich, scheitert aber an Kapazitäten und Finanzierung.

Trotz noch unausgeschöpfter Möglichkeiten zumindest augenscheinlich gut. Die Bundesrepublik gilt seit 2016 durchgängig als “Recycling-Weltmeister” mit jährlich über 65 Prozent recycelter Hausabfälle (darunter neben Plastik auch Papier und Aluminiumprodukte). Auch die Nachbarländer Österreich, Schweiz, Belgien und die Niederlande schaffen es in die Top Ten.

Auch rein auf Plastik bezogen, liegt Deutschland zwar deutlich über der weltweiten Recyclingquote von etwa 14 Prozent. Allerdings fehlt vielen Ländern des globalen Südens die infrastrukturellen und technischen Möglichkeiten zum Recyceln. Zum anderen darf nicht vergessen werden: Große Mengen des Plastikabfalls aus Europa landen am Ende in Asien oder Afrika – mit gravierenden Folgen für die dort lebenden Menschen und die Umwelt.

Am wichtigsten ist es, den eigenen Plastikkonsum und -müll zu reduzieren. Für viele Kunststoffprodukte gibt es inzwischen Alternativen ohne Müllproduktion. Ein gutes Beispiel dafür sind etwa die beliebten Kaffeekapseln, häufig aus Plastik oder Aluminium hergestellt. Dazu gibt es längst wiederverwendbare Alternativen aus Edelstahl – die die Verbraucher auf lange Sicht auch günstiger kommen, da das dafür benötigte Kaffeepulver günstiger gekauft werden kann als die portionierten Kapseln.

Die Nutzung von Papier- statt Plastiktüten für den Einkauf hingegen ist nur bedingt hilfreich. Wie eine Studie des Nabu zeigte, sind Recyclingfähigkeit und Müllbelastung durch die Papiertüte zwar geringer. Ihre Herstellung sei allerdings so wasser- und energieaufwändig, dass sie eine schlechtere Klima- und Umweltbilanz aufwiesen als Plastikbeutel, die etwa für das Einpacken von Obst im Supermarkt genutzt werden.