Kunstmuseum Basel zeigt „Geniale Frauen“

Um als Künstlerin Karriere zu machen, mussten Frauen in der Renaissance und im Barock mit Konventionen brechen und Verbote umgehen. In Basel sind nun rund 60 Werke früher Meisterinnen zu entdecken.

„Ego Catharina me pinxi 1548“: „Ich, Katharina, habe mich im Jahr 1548 gemalt!“ In Großbuchstaben signiert Katharina von Hemessen ihr Selbstporträt. Ein selbstbewusstes Ausrufezeichen – und das früheste bekannte Porträt, das eine Künstlerin beim Malen zeigt: Auf der Staffelei steht das Porträt ihrer Schwester, das Hemessen gerade mit feinem Pinselstrich entwirft.

„Die Ausstellung ‚Geniale Frauen‘ stellt herausragende Künstlerinnen aus Italien, den Niederlanden und dem deutschen Sprachraum des 16. bis 18. Jahrhunderts vor“, sagte Kuratorin Katrin Dyballa am Freitag in Basel. „Zugleich gehen wir der Frage nach, wie es ihnen gelang, trotz großer gesellschaftlicher Hindernisse, etwa dem Ausschluss aus Zünften und Akademien, ihre Talente zu entfalten.“

Ein Weg war die Herkunft aus einer Künstlerfamilie: Katharina Hemessen (1528-ca. 1565) wurde von ihrem Vater gefördert. Marietta Robusti (1554-1614) lernte in der Werkstatt ihres Vaters Tintoretto in Venedig. „Am Beispiel Maria Robusti wird aber auch deutlich, dass selbst eine gute Ausbildung und der öffentliche Erfolg wenig wert waren, wenn Männer die Karriere nicht unterstützten“, so Dyballa. Denn Tintoretto verbot seiner Tochter, die Berufung als Hofmalerin des Adels anzunehmen. Stattdessen musste sie in der väterlichen Werkstatt bleiben. „Signieren durfte sie ihre Gemälde auch nicht.“

Fast alle bekannten Künstlerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts wurden vom Adel protegiert. Der Sprung an den spanischen Königshof in Madrid gelang der Italienerin Sofonisba Anguissola (1532-1625). Das garantierte ein hohes Einkommen und die Ehre, in die höchste Kunstgattung aufzusteigen: das Porträt der Königsfamilie. Ihr frühes Selbstporträt, das sie als 20-Jährige malte, ist eines der eindrücklichsten Werke der Basler Schau.

Die Ausstellung ist ab diesem Samstag bis Ende Juni zu sehen. Sie ist eine Zusammenarbeit mit dem Bucerius-Kunst-Forum in Hamburg, wo sie bereits in veränderter Form gezeigt wurde. Leihgaben kommen beispielsweise aus den Uffizien in Florenz, aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, dem Rijksmuseum Amsterdam und aus den Staatlichen Museen Berlin.

Einen Fokus legt die Präsentation auf Stillleben. „Blumenkompositionen galten zunächst als niedere Kunstgattung. Insofern war hier ein Einstieg für Künstlerinnen leichter“, so Co-Kurator Bodo Brinkmann. „Spannend ist dann zu beobachten, wie mehrere Künstlerinnen eine solche Meisterschaft entwickeln, dass ihre Stillleben denen ihrer männlichen Konkurrenten vorgezogen werden.“ Rachel Ruysch (1664-1750) wurde so zur wichtigsten Stillleben-Künstlerin der Niederlande im 17. Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt ihre Blumen-Schmetterlings-Kompositionen im kleinen wie im großen Format.

Als Grenzgängerin zwischen Kunst und früher Naturwissenschaft arbeitete Maria Sibylla Merian (1647-1717), die in Aquarellen und Zeichnungen verschiedene Pflanzen in größten Details abbildete. „Zugleich publizierte sie wissenschaftliche Artikel, zum Beispiel zur Entwicklung der von ihr gezüchteten Schmetterlinge, die sie dann wiederum zeichnete“, sagte Kurator Brinkmann. Ein Exkurs der Schau ist dem Werk von Grafikerinnen zwischen 1600 und 1800 gewidmet.

Im 18. Jahrhundert blieben Frauen zwar weiter die Ausnahme an den entstehenden Kunstakademien, mancherorts aber nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen. So war Katharina Treu (1743-1811) in Düsseldorf die erste Frau mit Professorinnentitel an einer deutschen Kunstakademie; berufen und gefördert von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz.

Ende des 18. Jahrhunderts stand Frauen dann auch zunehmend der Weg zu den sich neu etablierenden Kunstausstellungen offen. Aus dem Kontakt mit Publikum und Kaufinteressenten jenseits von Adel und Kirche entstanden neue Vermarktungschancen. Doch auch hier trafen Frauen weiterhin auf Vorbehalte. Anna Dorothea Therbusch (1721-1782) musste sich bei ihrem Versuch, an der Pariser Akademie Fuß zu fassen, von etablierten Künstlern fragen lassen, ob sie das eingereichte Bild denn wirklich selbst gemalt habe.

Therbusch überging die Demütigung – und wurde vor allem nach ihrer Rückkehr nach Berlin zur gefeierten Malerin. Auf dem letzten Selbstporträt der Ausstellung zeigt sie sich souverän als etablierte Künstlerin.