Kunsthalle München spürt dem „Mythos Spanien“ nach

Unter dem Titel „Mythos Spanien“ zeigt die Kunsthalle München ab Freitag die nach eigenen Angaben erste umfassende Ausstellung über den spanischen Maler Ignacio Zuloaga (1870-1945) in Deutschland. Bis 4. Februar 2024 werden rund 90 Werke von ihm zu sehen sein. Kaum ein Künstler habe die Vorstellung, die man sich um 1900 im Ausland von Spanien gemacht habe, so sehr geprägt wie er: Toreros und temperamentvolle Flamenco-Tänzerinnen; Bettler, Kleinwüchsige und Hexen, die das künstlerische Erbe von Diego Velazquez und Francisco de Goya aufriefen.

Zuloaga habe das einfache Leben der Landbevölkerung festgehalten, aber auch Asketen und Büßer in weiten, unter gleißender Sonne verdorrten Landschaften. In Zeiten zunehmender Industrialisierung und der beginnenden Orientierung Spaniens an der europäischen Moderne habe er mit solchen Szenen die „spanische Seele“ bewahren wollen.

International feierte der Maler mit seinen Arbeiten große Erfolge, heißt es. Auch in Deutschland habe er damals den Nerv des Publikums getroffen. Museen und Privatsammler hätten seine Gemälde erworben. Literatur- und Kunstschaffende wie Rainer Maria Rilke (1875-1926), Paul Klee (1879-1940) oder August Macke (1887-1914) ließen sich von seinen Bildern inspirieren.

In Spanien entzündeten sich jedoch an Zuloagas persönlicher Sichtweise auf seine Heimat heftige Debatten, heißt es. Viele Landsleute hätten diese als unpatriotisch kritisiert, die offizielle Anerkennung sei ihm lange verwehrt geblieben. In einem Land, das nach dem Krieg mit den USA 1898 und dem Verlust seiner letzten bedeutenden Überseekolonien in einer tiefen Krise steckte, sei seine Malerei zum Politikum geworden. Er habe in seinen Bildern nichts weniger als die große Frage nach der Identität Spaniens behandelt: Tradition oder Moderne, Besinnung auf das Eigene oder Öffnung gegenüber Europa?

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Bucerius Kunst-Forum Hamburg. Dort wird sie 2024 zu sehen sein