Kunstglaser schaffen Platz für Einbau des „Reformationsfensters“

In der evangelischen Marktkirche in Hannover schaffen Handwerker einer Glasmanufaktur in dieser Woche Platz für den Einbau des umstrittenen „Reformationsfensters“ des Künstlers Markus Lüpertz. In Schutzanzügen klopfen sie mit Hammer und Meißel den Kitt aus den Fugen, um das bisherige, einfach verglaste Fenster auszubauen. „Wir sind froh, dass der Einbau endlich losgeht, denn wir haben einen weiten Weg hinter uns“, sagte Marktkirchenpastor Marc Blessing am Dienstag. Das Kunstwerk soll am Reformationstag (31. Oktober) eingeweiht werden.

Das mehr als 13 Meter hohe Buntglasfenster war vor sechs Jahren von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregt worden, einem Freund von Lüpertz. Es zeigt unter anderem eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll. Schröder hatte dafür Spenden bei Einrichtungen und Unternehmen gesammelt, bei denen er Vorträge gehalten hatte. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine widmete die Marktkirche die Spenden wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Putin allerdings um und steckte sie mit Zustimmung der Spender in einen Ukraine-Fonds.

Die Schutzanzüge der Handwerker sind nötig, weil Kitt an dem alten Kirchenfenster aus der Nachkriegszeit eine leichte Asbestbelastung aufweist. Deshalb ist die gesamte Baustelle an der Südfassade der spätmittelalterlichen Backsteinkirche von innen und außen sorgfältig mit dicker Plastikfolie verhüllt und abgedichtet. In den nächsten beiden Wochen bleibt die Kirche während der Woche für die Öffentlichkeit geschlossen. Gottesdienste und Konzerte sollen aber weiter stattfinden. Das Fenster wurde von der Glasmanufaktur Derix im hessischen Taunusstein angefertigt.