Seit 2002 zählt das griechisch-orthodoxe Katharinenkloster in Ägypten zum Weltkulturerbe. Doch Experten sind in höchster Sorge um die Zukunft der Stätte. Sie fordern die Unesco zum Handeln auf.
Die Kulturschutz-Organisation World Heritage Watch (WHW) wirft der ägyptischen Regierung vor, das zum Welterbe zählende Katharinenkloster am Sinai für touristische Zwecke zu missbrauchen. In einem am Montag veröffentlichten Brief forderten die Experten die UN-Kulturbehörde Unesco auf, das Klosterareal in die Liste des gefährdeten Welterbes aufzunehmen.
Ägypten habe vor, die heilige Stätte in ein Touristenzentrum zu verwandeln, so der zentrale Vorwurf. Es gebe ausführliche Berichte und Fotos, die dies belegten, heißt es in dem WHW-Appell. Die Unesco sei in dieser Angelegenheit bisher zu nachsichtig gewesen. “Es ist an der Zeit, dass sie deutlich macht, dass ihre Geduld am Ende ist”, forderte der WHW-Vorsitzende Stephan Doempke mit Blick auf die aktuelle Sitzung des Unesco-Welterbekomitees in Paris. Es müssten dringend entschlossene Maßnahmen ergriffen werden, um den einzigartigen Charakter des Ortes zu bewahren.
Hintergrund des Streits ist eine seit 2012 andauernde Auseinandersetzung mit ägyptischen Behörden um Besitzrechte des griechisch-orthodoxen Klosters. Das von Kaiser Justinian I. (527-565) erbaute Kloster beansprucht seit jeher einen Sonderstatus. Seine Selbstbezeichnung lautet “Heiliges autonomes königliches Sankt-Katherinen-Kloster des heiligen, von Gott betretenen Berges Sinai”.
Das im 6. Jahrhundert erbaute und seitdem ununterbrochen bewohnte Anwesen hat seit 2002 Weltkulturerbe-Status. Es beherbergt eine einzigartige Sammlung alter Handschriften und Ikonen. Auf dem Berg Sinai empfing Mose nach biblischer Überlieferung die Zehn Gebote.