Küster machen gegen Stellenabbau mobil

Immer mehr Stellen von Küstern werden im Norden zusammengestrichen. Jetzt starten die Küster eine Aktion, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Erstes Werbemittel: eine Streichholzschachtel.

"Ein Beruf aus Berufung" – Tobias Jahn vom Küsterarbeitskreis der Nordkirche zeigt die Werbestreichhölzer
"Ein Beruf aus Berufung" – Tobias Jahn vom Küsterarbeitskreis der Nordkirche zeigt die WerbestreichhölzerInes Langhorst

Kiel/Hamburg. Die Küster in der Nordkirche wollen den anhaltenden Stellenabbau in ihrem traditionsreichen Beruf nicht mehr hinnehmen. "Wir wollen für unseren Job werben", sagte Marion Ratzlaff-Kretschmar, der Vorsitzende des Arbeitskreises Küster der Nordkirche, dem Evangelischen Pressedienst. In vergangenen Jahren seien immer mehr Küsterstellen abgebaut, umgewandelt oder volle Stellen auf Teilzeitstellen reduziert worden. Motto der Werbeaktion: "Ohne Küster wird es düster – ein Beruf aus Berufung". Erstes Werbemittel mit dem Slogan ist eine Streichholzschachtel.
Ratzlaff-Kretschmar bedauerte, dass es im Landeskirchenamt keine Zahlen über die Stellensituation der Küster in der Nordkirche in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt. Insbesondere der Stellenabbau und gleichzeitige Einsatz von ehrenamtlichen Kräften ist den Küstern ein Dorn im Auge. Konsens im Arbeitskreis ist: Nichts gegen das Ehrenamt – aber der Küsterberuf braucht hauptamtliche Kräfte.

Was ein Küster alles erledigen muss

Zu den Aufgaben der Küster gehören bei der Vorbereitungen von Gottesdiensten nicht nur die Verteilung von Gesangbüchern, das Läuten der Glocken und das Anzünden von Kerzen. Die Hauptarbeit geschehe im Hintergrund, betonte Ratzlaff-Kretschmar. Die Steuerung der Heizungsanlage, die Wartung der Feuerlöscher sowie die Pflege der Außenbereiche gehören beispielsweise auch dazu. Küster benötigen Kenntnisse über Arbeitssicherheit oder im Denkmalschutz. "Gerade in alten Kirchen darf nicht einfach irgendwie geputzt werden."
Neben den Gottesdiensten werden Kirchen immer öfter als Veranstaltungsorte genutzt. Lothar Dornau ist Küster in der Schweriner Schelfkirche. "Wir hatten im vergangenen Jahr 11.000 Besucher bei Veranstaltungen und 9.000 Gottesdienstbesucher", sagte er. Die Lübecker Rats- und Bürgerkirche St. Marien wird jährlich von 600.000 Menschen besucht, darunter viele Touristen, so Küsterin Sabine Weiß. Tobias Jahn ist Küster im Hamburger Michel. Etwa 1,5 Millionen Menschen besuchen die Hamburger Hauptkirche jedes Jahr. Allein im Dezember sind etwa 90.000 Menschen bei Veranstaltungen. An Heiligabend kommen bis zu 20.000 Besucher in die fünf Christ-Vespern. (epd)