Künstliche Intelligenz in Musik und Kirche: Wie weit darf KI gehen?

Welche Macht hat künstliche Intelligenz? Ein „doppelter Digitalisierungsabend“ im Expowal Hannover lotet Nutzen und Risiken aus.

Diskutieren auf der Bühne im Expowal über KI: Der Digitalisierungsexperte Key Pousttchi (l.) und Pastor Mathias Kürschner.
Diskutieren auf der Bühne im Expowal über KI: Der Digitalisierungsexperte Key Pousttchi (l.) und Pastor Mathias Kürschner.Sven Kriszio

Eine „echte“ Predigt aus der Feder künstlicher Intelligenz (KI) wird es wohl so schnell nicht geben. „Was sie schreibt, ist erwartbar“, sagte Mathias Kürschner, Pastor beim Expowal in Hannover. Es bleibe die Aufgabe von Predigerinnen und Predigern, den Menschen etwas zu sagen, was sie sich selbst nicht sagen könnten, so der Theologe.

Doch mit dieser Feststellung über die Grenzen der KI ist noch keine Entwarnung in Bezug auf ihre Gefahren verbunden, wie eine Veranstaltung im Expowal in Hannover deutlich machte. „Künstliche Intelligenz macht nichts mit uns“, erklärte Kürschners Gesprächspartner Key Pousttchi. Mathematik sei neutral. Gefährlich könne jedoch der Mensch hinter der Maschine werden, der die KI programmiere und die Regeln bestimme, wie sie arbeite, sagte der Wirtschaftsinformatiker und Digitalisierungsexperte aus Potsdam. Künstliche Intelligenz könne nützlich sein, aber sie könne auch zur Manipulation missbraucht werden.

Experte: Selbst eine Krebsdiagnose kann KI erstellen

Wie weit KI mittlerweile in die Lebensbereiche des Menschen vorgedrungen ist, wurde bei der Veranstaltung im Expowal deutlich. Als Chatbot könne sie Daten sammeln und in einen Zusammenhang setzen, erklärte Pastor Kürschner. Selbst eine Krebsdiagnose könne KI erstellen. „Aber man hat das Gefühl, da kommt noch mehr auf uns zu, was uns dann überrollt. Manche haben vor der Entwicklung Angst, so nützlich KI an sich auch sein kann.“

Schon im ersten Teil des Abends hatte der Pianist Cornelius Rauch ein akustisches Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten von KI gegeben. Zusammen mit acht jungen Musikerinnen und Musikern führte er das Stück „Personare“ auf, das er teils mithilfe von KI komponiert hatte. Er wolle menschliche Gefühle wie Einsamkeit und Verzweiflung hörbar machen, so der Künstler. Gleichzeitig lote er in dem an vielen Stellen dissonant klingenden Werk Fragen nach dem Umgang mit KI aus.

Selbst die Kontrolle über KI behalten

Rund 120 Besucherinnen und Besucher ließen sich auf das Experiment ein, dessen musikalischer Teil herausforderte. „Es ist ein Wagnis gewesen“, so Pastor Mathias Kürschner im Anschluss. „Die Musik war sicher nicht zum Mitschunkeln.“

Umso klarer war die Warnung des Digitalisierungsexperten. „Wir müssen die jungen Menschen befähigen, hinter die Kulissen der künstlichen Intelligenz zu schauen“, forderte Key Pousttchi. Von einer Regulierung durch die EU verspreche er sich hingegen wenig. „Wir müssen uns selbst damit auseinandersetzen und die Kontrolle über die Regeln behalten, sonst geben wir die Zukunft aus der Hand.“