Die Landesregierung von Baden-Württemberg sieht in der Künstlichen Intelligenz (KI) eine Chance für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft. Gleichzeitig bremsen hohe Kosten, eine teils lückenhafte Internetversorgung und die Sorge um die Datensicherheit den Einsatz moderner Technologien in den Ställen des Landes, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des Agrarministeriums zu einer Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervorgeht.
Um die Entwicklung voranzutreiben, investiert das Land mehrere Millionen Euro in Forschungsprojekte. Ein Projekt an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg erhielt beispielsweise über eine Million Euro, um züchterische Merkmale für das Tierwohl zu erforschen. Ein „Digitaler Modellbetrieb“ für die Rinderhaltung wurde ebenfalls mit rund einer Million Euro gefördert. Dort wird der praktische Nutzen von KI für Fütterung und Gesundheit der Tiere erprobt. Die Erkenntnisse aus diesen Projekten fließen in Schulungs- und Beratungsangebote für Landwirte ein.
Ein bereits abgeschlossenes Vorzeigeprojekt ist die „Tierwohl-KI“ bei der Schlachtung, das vom Land mit fast 1,5 Millionen Euro unterstützt wurde. Seit Anfang 2024 läuft ein Prototyp im Schweinefleischzentrum Ulm. Dort analysiert eine Software Videoaufnahmen und schlägt den Kontrolleuren gezielt Szenen vor, die auf Tierschutzverstöße hindeuten. Das soll die Überwachung effektiver machen. Als Standard hat sich das System aber noch nicht etabliert. Laut der Landesregierung fehlt es bundesweit an einer klaren rechtlichen Grundlage für die Videoüberwachung in Schlachthöfen, was eine breite Einführung verhindert.
Ein zentrales Hindernis für die Digitalisierung bleibt die Infrastruktur. Zwar sei die Versorgung mit schnellem Internet stark verbessert worden, dennoch mangelt es gerade in ländlichen Regionen teils an der nötigen Netzabdeckung. Nach Angaben des Innenministeriums können heute knapp 76 Prozent der Haushalte im Land auf gigabitfähige Anschlüsse zugreifen, während es Mitte 2016 nur 1,4 Prozent waren. (1731/15.07.2025)