Kündigungen bei der „Frankfurter Rundschau“

Gewerkschaften kritisieren die Kündigung dreier Redakteurinnen und Redakteure der „Frankfurter Rundschau“ (FR). Die Gewerkschaft ver.di und der Landesverband Hessen des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) stellten am Freitag in Frankfurt am Main einen Zusammenhang her zwischen den Rauswürfen und dem Warnstreik bei der FR am 1. Dezember. Die Kündigungen seien eine „Reaktion“ des Geschäftsführers Max Rempel. „Der Arbeitgeber bestraft offensichtlich diejenigen, die den geringsten Schutz genießen dafür, dass die Beschäftigten ihre Rechte wahrnehmen“, heißt es in einer Mitteilung von ver.di und DJV.

Aus Sicht der Gewerkschaften handele es sich um eine „unerlaubte Maßregelung“, Streikrecht sei ein Grundrecht. „Dass ausgerechnet die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau und die Ippen-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin dieses Recht mit Füßen tritt und junge talentierte Kollegen und Kolleginnen kaltschnäuzig vor die Tür setzt, macht deutlich, wie wenig ihnen an einer in die Zukunft gerichteten progressiven publizistischen Stimme liegt“, sagte Anja Willmann, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Hessen. Von einem „Skandal“ sprach der Vorsitzende des Landesverbands Hessen des DJV, Knud Zilian.

Rempel sagte hingegen dem Evangelischen Pressedienst (epd), die angekündigten Kündigungen stünden nicht im Zusammenhang mit dem Streik, sondern hingen mit der Einstellung der redaktionellen Betreuung unrentabler Produkte zusammen.

Von einem „Schock“ über die für sie völlig unerwartet gekommenen Ankündigung spricht eine Mitarbeiterin, die erst am 1. Dezember ihre Redakteursstelle angetreten hatte. Von der Kündigung habe sie am 7. Dezember erfahren. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb eine Betroffene: „Mein Arbeitgeber, die Frankfurter Rundschau, schenkt mir zu Weihnachten eine Kündigung zum 31.12. Probezeit macht’s möglich. Ich bin mir sehr sicher, dass es ein großer Zufall ist, dass das eine Woche nach dem Streik bei der @FR passiert.“

An dem Warnstreik der vergangenen Woche habe sich rund die Hälfte der insgesamt etwa 80 Beschäftigten in der Redaktion beteiligt, hatte der Aktivenausschuss der FR dem epd gesagt. Ziel des Streiks sei es gewesen, die Arbeitgeber zu Verhandlungen über höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu bewegen. Man fordere eine Rückkehr zum Tarifvertrag. Es gebe „enorme Ungerechtigkeiten“ bei der Bezahlung der Redaktionsmitglieder. Bei vielen reiche das Gehalt für die Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet nicht aus.

Die FR gehört zu 90 Prozent der Zeitungsholding Hessen (ZHH) mit Sitz in Kassel, die restlichen 10 Prozent hält die Karl-Gerold-Stiftung. Eigentümer der ZHH sind der zur Ippen-Gruppe gehörende Zeitungsverlag F.Wolff & Sohn mit 80 Prozent und die Mittelhessische Druck- und Verlagsgesellschaft mit 20 Prozent.