Kruzifix an jüdische Erben zurückgegeben

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste hat am Dienstag ein Kruzifix an die Rechtsanwältin der Erben des deutsch-jüdischen Unternehmers Ottmar Strauss (1878-1941) übergeben. Das Kunstwerk, das möglicherweise aus dem 13. Jahrhundert stammt, war Ende August als Päckchen mit der Bitte um anonyme Rückgabe an die Stiftung geschickt worden, teilte die Organisation am Dienstag in Magdeburg mit.

Eine Recherche in der vom Zentrum betriebenen Lost Art-Datenbank habe ergeben, dass das kaum 20 Zentimeter große Stück seit 2006 als Suchmeldung gelistet ist. Eine Kontaktaufnahme mit dem Rechtsanwaltsbüro der Suchenden habe ergeben, dass das eingegangene Bronzekruzifix identisch mit dem gesuchten Objekt sei. Demnach handelt es sich um einen bronzenen „Corpus Christi mit Krone“, der einst dem Kölner Unternehmer Strauss gehört hatte.

Strauss besaß den Angaben zufolge eine große Sammlung von Antiquitäten und vor allem religiöser Kunst des Mittelalters. In der NS-Zeit wurde er als Jude verfolgt und emigrierte 1936. Um seine Flucht und Zwangsabgaben wie die „Reichsfluchtsteuer“ zu finanzieren, sei er gezwungen gewesen, seine Kunstsammlung 1934/35 in drei Auktionen zu verkaufen. In der ersten Versteigerung kam das Kruzifix unter den Hammer. Laut einem annotierten Katalog wurde es für 350 Reichsmark verkauft, der weitere Verbleib sei nicht bekannt.

Ottmar Strauss verstarb 1941. Seine Nachkommen suchen seit Jahren nach den Kunstgegenständen. Die Lost Art-Datenbank listet den Angaben zufolge mehr als 2.000 Sucheinträge unter dem Namen des Sammlers. Insgesamt wurden mehr als 50 Objekte bereits restituiert, hieß es.