Kritik an Potsdamer Garnisonkirchturm hält an

Kurz vor der Eröffnung des ersten Raums im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm haben die Kritiker des Wiederaufbaus ihre Vorbehalte bekräftigt. Mit dem neuen Bauwerk sei „trotz aller PR-Akrobatik der Stiftung“ kein Ort für eine kritische Aufarbeitung der Geschichte, „sogenannte ‚Versöhnung’“ und eine Stärkung der Demokratie entstanden, erklärte die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ am Dienstag. Es sei vielmehr ein „Sehnsuchtsort für reaktionäre Kräfte“ geschaffen worden. Für den Eröffnungstag der Kapelle im Turm am Ostermontag wurden erneut Proteste angekündigt.

Die Initiative warf der Stiftung unter anderem eine „romantisierende Verklärung des Barockturms“, eine „kompromisslose Fixierung auf die bruchlose Originalgestalt“ und „kontinuierliche Geschichtsverzerrung“ vor. Nach den Enthüllungen über ein rechtsextremes Treffen in Potsdam im vergangenen November, bei dem Pläne für umfangreiche Abschiebungen von Menschen mit Migrationsgeschichte Thema waren, erscheine „die Gefahr realer denn je, dass mit der neu aufgebauten und eingeweihten Garnisonkirche ein weiterer rechtsextremer Gedenk- und Identitätsort mitten in Potsdam“ entstehe.

Der wissenschaftliche Beirat der Kritiker-Initiative „Lernort Garnisonkirche“ forderte, den Feldaltar der historischen Garnisonkirche nicht in Gottesdiensten zu verwenden, sondern dem Deutschen Historischen Museum in Berlin zu übergeben. An dem Altar seien „zahllose Soldaten für ihr Kriegshandwerk gesegnet“ worden, die auch schwerste Kriegsverbrechen begingen und Völkermorde verübten, erklärte die Initiative am Dienstag.