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“Kreuz und Queer”: Mehr Schutz für queere Menschen nötig

Angesichts zunehmender Angriffe auf queere Menschen hat die Arbeitsgemeinschaft „Kreuz und Queer“ in der Evangelischen Kirche der Pfalz mehr Schutz für diese gefordert. Die Zunahme von Hass, Hetze und Gewalt mache fassungslos, sagte Pfarrer Peter Annweiler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer. Fortschritte in Gesellschaft und Kirche bei der Gleichstellung aller Menschen seien massiv bedroht. Das englische Wort „queer“ wird als Sammelbegriff für Personen verwendet, deren sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität von der gesellschaftlichen Norm abweicht.

Die Arbeitsgemeinschaft, der rund 20 Personen im Bereich der Pfälzer Kirche angehören, wolle auch für die Anliegen queerer Menschen sensibilisieren, sagte Annweiler. Der evangelische Leiter der ökumenischen Telefonseelsorge Pfalz lebte mit seinem Ehemann als erstes queeres Pfälzer Pfarrerpaar im Pfarrhaus zusammen. Die evangelische Kirche müsse dafür eintreten, dass alle Lebensformen selbstverständlich sind, sagte er.

Queerfeindlichkeit komme aus allen Bevölkerungs- und Altersgruppen und werde durch soziale Medien verstärkt, beklagte Annweiler. Laut Lagebericht des Bundeskriminalamtes (BKA) vom Mai richteten sich im Jahr 2023 rund 1.800 Straftaten gegen queere Menschen – ein Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die AG „Kreuz und Queer“ war auf Initiative der ehemaligen Leiterin des Gleichstellungsstelle der Landeskirche, Annette Heinemeyer, gegründet worden. Als eine Anlaufstelle für queere Menschen veranstaltet sie Aktionen wie Gottesdienste, einen queeren Stammtisch in Pirmasens und beteiligt sich an Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day (CSD) am 30. August in Kaiserslautern.

Die Pfälzer Kirche solle queere Menschen ähnlich wie die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau (EKHN) im Jahr 2022 mit einem Schuldbekenntnis um Vergebung für Diskriminierung und zugefügtes Leid bitten, forderte Pfarrerin Claudia Kettering aus Kaiserslautern. Noch immer würden queere Menschen auch in der Kirche benachteiligt und ausgegrenzt. Für sie müsse die Kirche ein „sicherer Raum“ sein.

In der evangelischen Kirche bestehe eine „verdeckte Queerfeindlichkeit“, etwa in Form von Mobbing, kritisierte Anna Arnold vom gemeindepädagogischen Dienst des protestantischen Kirchenbezirks Pirmasens. Das Thema Gleichstellung komme bei der breiten kirchlichen Basis nicht an. Auch in der Pfarrerausbildung müsse das Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt berücksichtigt werden.

Die Landeskirche trete für den Schutz der Rechte von queeren Menschen ein, betonte die neue Gleichstellungsbeauftrage Laura Moser. 2023 hatte diese ihre Ordnung zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern auf Menschen aller Geschlechter ausgeweitet. Seit 2019 können in der Pfälzer Kirche und der EKHN gleichgeschlechtliche Paare kirchlich heiraten.