Kreativ gegen Leerstand in Innenstädten

In vielen Städten stehen Läden im Innenstadtbereich leer. Ein Kreativwettbewerb soll jetzt in Wittenberge neues Leben in die Verkaufsräume bringen. Das Konzept könnte auch anderswo funktionieren.

Claudia Hollm, die Geschäftsgründerin der Markthalle 50
Claudia Hollm, die Geschäftsgründerin der Markthalle 50epd-bild / Hagen T. Gruetzmacher

Zwischen Hamburg und Berlin liegt die Kleinstadt Wittenberge in Brandenburg. Jens Knauer ist hier Leerstandsmanager, denn in der Innenstadt sind viele Geschäftsräume nicht vermietet. Mit einem Kreativwettbewerb möchte er wieder Leben in leere Läden bringen. „Der Wettbewerb richtet sich vor allem an lokale und regionale Anbieter, die sich auf dem Markt hier auskennen.“

Gerade für große Anbieter und internationale Ketten lohne sich eine Investition in kleineren Städten oft nicht. „Unsere zentrale Einkaufsstraße ist ein Boulevard, über 750 Meter lang. Einige Leerstände gibt es schon seit mehreren Jahren“, sagt er. Finanziert aus Bundesmitteln konnten sich Menschen mit kreativen Geschäftsideen für die Förderung bewerben. Bis August 2025 kostet die Miete dann nur einen Euro pro Quadratmeter. 24 Bewerbungen wurden eingereicht.

“Wir treiben das Thema Regionalität auf die Spitze”

Zu den insgesamt vier Gewinnern zählt Claudia Hollm mit ihrer „Markthalle 50“. Ihr Konzept: „Alles, was hier verkauft wird, wurde im Umkreis von 50 Kilometern hergestellt, angebaut oder gemacht. Wir treiben das Thema Regionalität ein bisschen auf die Spitze“, sagt sie. Die gelernte Hotelfachfrau hat schon in Namibia und Kanada gelebt. Vor ein paar Jahren kehrten sie und ihr Mann zurück nach Deutschland. Dass die Gegend um Wittenberge ihr neues Zuhause wurde, war kein Zufall.

„Mein Mann hat in Berlin gearbeitet und mein Verlag war in Hamburg. Die Prignitz-Region lag ziemlich genau in der Mitte“, sagt sie. Wer mit Claudia Hollm spricht, spürt schnell ihre Motivation und Energie. Seit 2023 hat sie in der Region bereits zwei Läden eröffnet, jetzt folgt der dritte in Wittenberge. In den Regalen stehen Kaffee, Mehl, Liköre, Nudeln, Töpferwaren, Bücher und vieles mehr.

Eine Geschäftsidee für ganz Deutschland?

„Der Start eines solchen Ladens kostet nicht viel. Wir kaufen ausschließlich gebrauchte Möbel und die Regale werden von den lokalen Anbietern gemietet.“ Dadurch entfallen große Investitionen wie der Wareneinkauf. Die Gründerin ist überzeugt, dass ihre Geschäftsidee in ganz Deutschland Erfolg haben kann. Eine Anfrage zu ihrer „Markthalle 50“ kam schon aus Weinheim in Baden-Württemberg. „Ich denke, es klappt überall. Jetzt müssen nur noch die Kunden und Gäste das genauso sehen.“

In ganz Deutschland kämpfen Kleinstädte gegen Leerstand. Das Bundesprogramm, von dem die Stadt Wittenberge profitiert, finanziert beispielsweise auch Projekte in Kiel. Dort sollen insgesamt mehr als drei Millionen Euro investiert werden, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Leerstandsmanager Jens Knauer aus Wittenberge wird Ende 2025 ein erstes Fazit ziehen, ob sich die neuen Geschäfte in seiner Stadt etabliert haben. Dann weiß auch „Markthalle 50“-Gründerin Claudia Hollm, ob sich ihr Konzept bewährt hat.