Krankenkasse: Entwicklungsstörungen nehmen drastisch zu
Junge Menschen sind viel auf digitalen Plattformen wie Instagram oder TikTok unterwegs. Übermäßige Mediennutzung kann nach Angaben einer Krankenkasse zu Erkrankungen führen, die eigentlich untypisch für Kinder sind.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, deren Sprachentwicklung und motorische Entwicklung gestört ist, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen – teils allerdings auf niedrigem Niveau. Das geht aus Versichertendaten der KKH Kaufmännischen Krankenkasse hervor, die diese am Freitag in Hannover vorstellte. Demnach hatten im vergangenen Jahr 8,6 Prozent der Sechs- bis 18-jährigen KKH-Versicherten Entwicklungsstörungen im Bereich Sprache und Sprechen. Zehn Jahre zuvor, 2013, waren es 5,6 Prozent – das entspricht einer Zunahme von mehr als der Hälfte. Bei den 15- bis 18-Jährigen verdoppelte sich der Anteil der Versicherten mit Sprachstörungen auf 2,3 Prozent.
Die KKH sieht in der Zunahme der Entwicklungsstörungen einen Zusammenhang mit der intensiven Nutzung von Sozialen Medien. Diese könne Erkrankungen forcieren, die einst für Kinder untypisch waren – etwa durch geringe persönliche Kommunikation. Intensive Mediennutzung führe zudem häufig zu einem Bewegungsmangel. Auch dieser schlägt sich in der Erhebung der KKH wieder, die sich auf Daten von 190.000 Versicherten zwischen sechs und 18 Jahren stützt.
So hat sich der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit motorischen Entwicklungsstörungen demnach von 2013 auf 2023 um mehr als ein Drittel auf 3 Prozent erhöht. Bei den 15- bis 18-Jährigen wuchs der Anteil der Menschen mit motorischen Entwicklungsstörungen am stärksten – um 77 Prozent auf insgesamt 1,1 Prozent.
“Unsere Zahlen zeigen, wie wichtig ein reflektierter, maßvoller Umgang mit digitalen Medien für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist”, sagte Franziska Klemm, Psychologin und Expertin für Medienkompetenz bei der Krankenkasse. Übermäßige Online-Zeiten und ein zu häufiges Abtauchen in digitale Welten schadeten der Gesundheit und könnten darüber hinaus zu Konzentrationsproblemen, Einsamkeit und depressiven Symptomen führen. “Davor sollten wir Heranwachsende unbedingt schützen”, so die Psychologin.
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse zählt eigenen Angaben zufolge mit bundesweit 1,5 Millionen Versicherten zu den größten Krankenversicherungen in Deutschland.