Krankenkasse: Angststörungen bei jungen Menschen stark gestiegen
Ob die Furcht vor Dunkelheit, engen Räumen oder anderen Menschen: Die Kaufmännische Krankenkasse meldet einen alarmierenden Anstieg bei Angststörungen. Besonders junge Frauen sind betroffen.
Die Kaufmännische Krankenkasse KKH verzeichnet einen starken Anstieg von Angststörungen – vor allem bei Jüngeren. Im vergangenen Jahr wurde bei 1,1 Prozent ihrer insgesamt gut 1,5 Millionen Versicherten eine Phobie diagnostiziert, wie die Kasse am Donnerstag in Hannover mitteilte. 2013 habe der Anteil bei 0,7 Prozent gelegen. Das sei ein Anstieg um 57 Prozent. Bei den 15- bis 29-Jährigen sei der Anteil im Zehn-Jahres-Vergleich um 114 Prozent gestiegen, bei Frauen dieser Altersgruppe sogar um 133 Prozent.
“Ängste sind Schutzmechanismen, die uns vor Gefahren warnen”, erklärte die Expertin der Kasse für psychiatrische Fragen, Aileen Könitz. “Doch wenn diese Ängste unser Verhalten und unsere Gedanken so stark dominieren, dass sie blockieren, zu sozialem Rückzug führen und die Lebensqualität beeinträchtigen, ist Hilfe notwendig.”
Die KKH registrierte in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Phobie-Diagnosen. Dabei hätten die Corona-Jahre diesen Trend weiter verstärkt – und das, obwohl Arztbesuche teilweise ausgeblieben seien. Vor allem für junge Menschen war die Pandemie Könitz zufolge eine äußerst belastende Zeit: “Die Schließung von Schulen und Universitäten und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen führten dazu, dass Schülerinnen, Schüler und Studierende oft nur online miteinander kommunizieren konnten.” Der wichtige direkte Austausch mit Gleichaltrigen sei weggefallen. “Dadurch entstanden Ängste, etwa vor sozialer Isolation, Krankheit oder der Zukunft.”
“Phobien sind in der Regel gut behandelbar. Viele Menschen behalten ihre Ängste jedoch aus Scham für sich”, so Könitz weiter. “Wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen und sie aktiv zu bewältigen.”
Angststörungen zählen laut der Kasse zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie würden in drei Hauptformen unterteilt: Bei der Agoraphobie empfänden Betroffene etwa in Situationen in Menschenansammlungen oder geschlossenen Räumen oft starke Ängste. Bei sozialer Phobie dominiere die Angst, sich in sozialen Situationen zu blamieren oder im Mittelpunkt zu stehen. Spezifische Phobien seien durch Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten gekennzeichnet, wie etwa vor Hunden, Schlangen, einem Zahnarztbesuch oder Krankheiten.