Koran

Nach islamischer Überzeugung enthält der Koran die göttlichen Offenbarungen, die der Prophet Mohammed vom Jahr 610 bis zu seinem Tod 632 durch den Erzengel Gabriel empfing. Das Buch ist demnach Gottes wörtliche Botschaft in arabischer Sprache und wichtigste Quelle für das religiöse und rechtliche Leben der Muslime. Das Wort „Qur’an“ bedeutet „Lesung“ oder „Vortrag“.

Das Buch gliedert sich in 114 Kapitel, Suren, die mit Ausnahme der ersten nach abnehmender Länge geordnet sind. Die Zusammenstellung der Suren in einer Schrift erfolgte nach traditioneller Überlieferung unter dem Kalifen Uthman (644-656). Ihre Sprache gilt Muslimen als unübersetzbares Wunder. Sie behandeln Koranausgaben mit größter Ehrerbietung. So gilt etwa, dass der Koran stets ganz oben im Bücherregal stehen sollte.

Kernbotschaft des Koran ist der Glaube an einen einzigen Gott. Wer seine Gebote erfüllt, kommt ins Paradies; Ungläubigen wird die Hölle angedroht. Als schlimmste Sünde bezeichnet der Koran die „Beigesellung“ anderer Götter. Häufig nimmt er Bezug auf biblische Geschichten und Gestalten wie Abraham, Noah, Moses und Jesus.

Man unterscheidet die Suren grob in zwei Phasen: Die anfangs in Mekka entstandenen Offenbarungen enthalten vor allem spirituelle Inhalte; nach Mohammeds Auswanderung nach Medina 622 häufen sich dann konkrete politische und rechtliche Vorgaben für das islamische Gemeinwesen. Daneben fußt das islamische Recht (Scharia) jedoch auf den Überlieferungen (Hadithe) aus dem Leben des Propheten, der zweiten kanonischen Quelle des Islam.

Juden und Christen nehmen im Koran als „Schriftbesitzer“ eine Mittelstellung zwischen Muslimen und polytheistischen Ungläubigen ein. Sie haben demnach bereits Gottes Offenbarung erhalten, diese jedoch verfälscht. Juden greift der Koran teils scharf an. Christen wirft er die Anbetung Jesu vor, der nicht Gottes Sohn, sondern nur Prophet gewesen sei. Dreifaltigkeit und die Kreuzigung Jesu erklärt der Koran für unwahr. Wesentliche christliche Glaubensinhalte wie seine Wundertätigkeit oder die Unbefleckte Empfängnis Marias teilt der Koran jedoch.

Daneben liefert die Schrift eine Fülle an Rechtsvorschriften, die das Leben in vielen islamischen Staaten bis heute mitbestimmen. Progressive Muslime plädieren dafür, den Koran stärker im historischen Kontext zu sehen und sich von wörtlichen Bedeutungen zu lösen. Die Koran-Exegese der maßgeblichen islamischen Gelehrten bleibt aber überwiegend buchstabengetreu.