Konvente der Klöster Loccum und Amelungsborn öffnen sich für Frauen

Die beiden Klöster haben ihre Verfassung geändert – nach fast 900 Jahren. Die Entscheidung sei aus Respekt vor der Frauenordination gefallen, hieß es.

Das Kloster Loccum liegt westlich von Hannover
Das Kloster Loccum liegt westlich von HannoverJens Schulze / epd

Loccum/Amelungsborn. In die Konvente der evangelischen Klöster Loccum bei Nienburg und Amelungsborn bei Holzminden können künftig auch Frauen berufen werden. Mit diesem Beschluss änderten die Klöster nach fast 900 Jahren ihre Verfassung. Konvent bezeichnet die Versammlung stimmberechtigter Mitglieder einer Gemeinschaft.

Der Beschluss solle nicht als Bruch mit einer jahrhundertealten Tradition verstanden werden, sondern als Respekt vor der vor vielen Jahrzehnten eingeführten Frauenordination, betonten der Prior des Klosters Loccum und Geistliche Vizepräsident der Landeskirche Hannovers, Arend de Vries, sowie der Hildesheimer Regionalbischof und Abt des Klosters Amelungsborn, Eckhard Gorka: „Wir erleben das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche und im Pfarramt als große Bereicherung und wünschen uns das in Zukunft auch für unsere Konvente.“

Welche Ämter jetzt möglich sind

Die Konvente der beiden Klöster hätten diesen Beschluss in getrennten Sitzungen gefasst, hieß es. Dadurch seien künftig auch Ämter wie Priorin oder Äbtissin möglich. Der Entscheidung seien intensive theologische Beratungen und Abstimmungen mit den jeweils weiteren Mitgliedern der klösterlichen Familien vorangegangen, sagte Gorka.

Arend de Vries bei einem Gottesdienst im November 2018
Arend de Vries bei einem Gottesdienst im November 2018Jens Schulze / epd

Im Loccum gehörte mit der früheren Landesbischöfin Margot Käßmann bereits einmal eine Frau zum Konvent. Ihre Mitgliedschaft war jedoch in ihrem besonderen Amt begründet, nicht in einer Berufung. Gegenwärtig gehört die Studiendirektorin des Predigerseminars Loccum, Adelheid Ruck-Schröder, durch ihr besonderes Amt automatisch zum Konvent. Formal blieb es bislang jedoch bei der Regelung, dass Frauen nicht durch Berufung Mitglied des derzeit 14-köpfigen Konvents werden können.

Wechsel an der Spitze

Das Kloster Loccum bereitet sich derzeit auf einen Wechsel an der Spitze des Konvents vor: Der bisherige Abt und frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler (86), der seit 20 Jahren die Geschicke des Klosters leitete, wird das Amt am 5. September an seinen Nachfolger Ralf Meister (58) weitergeben. Dazu ist ein Festgottesdienst in der Klosterkirche geplant, der um 15 Uhr beginnt. Der jetzige Landesbischof Meister wird der 65. Abt des Klosters sein.

Die neue Verfassung des Klosters Loccum sieht vor, dass in Ausnahmefällen auch nicht zum Pastor oder zur Pastorin ordinierte Konventsmitglieder berufen werden können. Zudem können verdiente Persönlichkeiten zu Ehrenkonventualen ernannt werden. Bislang ist lediglich ein Jurist als Vermögensverwalter des Klosters in der Verfassung verankert. „Die Konventsmitglieder verpflichten sich ab jetzt, eine Reihe von Tagen im Jahr auch im Kloster zu leben und dort mitzuarbeiten“, erläuterte Prior de Vries.

Wo einst Mönche lebten

Die Klöster Loccum und Amelungsborn sind ehemalige Zisterzienserklöster. Bis zur Reformationszeit lebten dort Mönche, dann gingen die Klöster zum evangelischen Glauben über. Die heutigen Mitglieder des Konvents leben außerhalb der Klostermauern und kommen jeweils zu Tagungen in den Klöstern zusammen. In Loccum werden zudem angehende Pastorinnen und Pastoren ausgebildet.

Das Kloster Amelungsborn wurde 1135 aus dem niederrheinischen Kloster Altenkamp heraus gegründet. Das Kloster Loccum wurde 1163 vom thüringischen Volkenroda aus gegründet und trat 1593 der Reformation bei. (epd)