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Konkurrenzfreies Miteinander

Jesu Nachfolge kann provozieren – Gedanken zum Predigttext am Sonntag Okuli. Von Heike Benzin, Pfarrerin im Pfarrsprengel Wustermark.

Predigttext für den Sonntag Okuli: Epheser 5,1–8a

1 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder 2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. 4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen. 8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.

Von Heike Benzin

Es ist ein heikles Thema, heute mit Menschen über den ethischen Anspruch des Christseins ins Gespräch zu kommen. Wie können Christen miteinander leben und die Handlungsmaxime des Paulus „Lebt als Kinder des Lichtes“ ernstnehmen? Wollen wir eigentlich als Gottes geliebte Kinder leben und sogar als Heilige in unserer Umwelt durch unser Handeln erkannt werden?Paulus legt den Christen in Ephesus ans Herz: Geht liebevoll miteinander um, so wie auch Christus euch seine Liebe erwiesen hat. Hierauf folgen einige Verhaltensanweisungen, bei denen sich jeder Leser ganz schnell ertappt fühlt. In den neutestamentlichen Kommentaren ist da vom Lasterkatalog die Rede, der wohl bei den meisten Zeitgenossen als typisch moralin empfunden und verbal als Spaßbremse abgetan wird.Wo Menschen nach dem Vorbild Jesu leben, provozieren sie Widerspruch. Sie werden als Gutmenschen disqualifiziert und es wird ihnen nahe gelegt, endlich die Vernunft walten zu lassen. Direkt oder indirekt steht die Frage im Raum: Wo kommen wir denn hin, wenn keiner mehr an seinen eigenen Vorteil denkt und nicht das Geld, sondern die Liebe die Welt regieren sollte?Als Gegenfrage möchte man formulieren: Wo stehen wir denn jetzt? Ist nicht der momentane Zustand unserer Welt so katastrophal von globalen Problemen gekennzeichnet, dass hier ein deutliches Umdenken und ein nachhaltiges Handeln erforderlich sind? Im Sinne des Epheserbriefes ist es, nach dem geistlichen Hintergrund unseres Denkens und Handelns zu fragen. Da würde sich Paulus heute gegen ein „Weiter so“ im Sinne des Zeitgeistes wehren. Damals wie heute will Paulus seine Leser ermutigen, aus dem Geist der Liebe und der Gerechtigkeit zu leben. Bei der Auseinandersetzung über diese Verse wird deutlich, dass Paulus an die Stelle einer Haltung des Habenwollens und des materiellen Sicherheitsdenkens sein von jüdischer Weisheit geprägtes Denken setzt. Hier klingt das jesuanische Doppelgebot der Liebe an.

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