Kommet, ihr Sänger

Alle Jahre wieder werden Advents- und Weihnachtslieder gesungen. Nun gehen die Chöre auf Stimmenfang. Doch das ist gar nicht so einfach nach der Pandemie.

Kantoreikonzert 2020 in der katholischen St. Bonifatiuskirche in Westrhauderfehn
Kantoreikonzert 2020 in der katholischen St. Bonifatiuskirche in WestrhauderfehnPrivat

Rhauderfehn. In vielen Chören beginnt spätestens in diesen Tagen die Vorbereitung auf Weihnachten. Denn die Zeit wird knapp und im Advent oder zu Weihnachten sollen die Lieder und Stücke aufführungsreif sein. Auch in Rhauderfehn werden Sänger für die Weihnachtsmusik gesucht. Kreiskantor Andreas Kronfeld beginnt am Mittwoch, 19. Oktober, mit den Proben für das Programm, das in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr in mehreren Konzerten gesungen werden soll. Denn die eigentliche Weihnachtszeit beginne mit dem Weihnachtsfest, so Kronfeld.

Der 64-Jährige bietet allen Interessierten die Gelegenheit, bei dem Projekt mitzumachen und sich so „ganz persönlich auf das Fest vorzubereiten“. Denn nicht nur die Zuhörer würden sich über die traditionellen Lieder freuen, sondern auch für die Sänger selbst seien die bekannten Klänge mit vielen Emotionen und Erinnerungen verbunden. Und die Klassiker wollten natürlich alle hören. „Kommet ihr Hirten“ sei auf jeden Fall dabei. Und „Es ist ein Ros entsprungen“ muss laut Kronfeld im Originalsatz erklingen. Experimenteller wird es bei „Stille Nacht“, zu dem der Kantor eine „super jazzige Bearbeitung“ einstudiert. „Das Lied ist großartig“, so Kronfeld. In der modernen Interpretation werde es „spitzenmäßig“. Ein ähnliches Chor-Projekt hat er bereits vor einem Jahr gestartet, doch wegen der Pandemie musste alles abgesagt werden.

Alte Lieder immer noch gefragt

Die alten Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, seien immer noch gefragt, auch in neuen Arrangements. „Neue ernsthafte Weihnachtslieder gibt es kaum. Und das populäre Liedgut hat bei weitem nicht die Wirkung“, meint der Kirchenmusiker. Immer weniger Kinder würden heute eine romantische Beziehung zu den Weihnachtsliedern aufbauen. Umso wichtiger findet er es, die alten Lieder erklingen zu lassen. „Dabei spielt das wiederkehrende Moment eine große Rolle, denn der Mensch ist mit zu viel Neuem auch schnell überfordert und sehnt sich nach bekannten Melodien“, sagt Kronfeld. Diese verbänden viele mit persönlichen Erinnerungen besonders aus der Kindheit.

Im Stadion von Hannover werden Weihnachtslieder angestimmt
Im Stadion von Hannover werden Weihnachtslieder angestimmtJens Schulze / epd

Mit der Aussicht auf stimmungsvolle weihnachtliche Konzerte möchte Kronfeld die Sänger motivieren mitzumachen. Dabei ist der Kantor recht offen: Besondere Teilnahmebedingungen gibt es nicht und man braucht auch keine Notenkenntnisse. Schon gar nicht muss man vom Blatt singen können, betont er. Aber die Proben müssen regelmäßig besucht werden. Nur dann sei es möglich, die Lieder auch wirklich zu lernen.

Andreas Kronfeld, der aus Leipzig stammt, was man beim Telefonat hören kann, ist seit 16 Jahren Kantor in Ostfriesland. Dort hat er die Kantorei des Kirchenkreises Rhauderfehn gegründet und aufgebaut und pro Jahr mindestens ein großes Projekt mit 60 bis 80 Sängern aufgeführt. „Mit der Pandemie ist das flachgefallen“, sagt er. Und es sei nun schwer, die Kantorei wieder aufzubauen. So geht der Chorleiter es jetzt „eine Nummer kleiner an“ und damit ohne großes Risiko mit Ausgaben für Orchester oder Solisten. Notfalls gehe es dann auch mit den verbliebenen 30 Sängerinnen und Sängern, die jeden Mittwoch von 19.45 bis 21.30 Uhr im Gemeindehaus hinter der Hoffnungskirche in Westrhauderfehn proben.

Vorsichtig optimistisch

Andreas Kronfeld hofft aber sehr, dass an seinem vorletzten Weihnachtsfest als Kantor zum bestehenden Chor noch einige dazukommen und dann auch bleiben. Dabei ist er verhalten optimistisch: „Wir sind dankbar für jede Kleinigkeit.“ Denn das Weihnachtsfest „strahlt immer noch einen gewissen romantischen Charme aus und deshalb findet man für diesen Anlass dann doch noch mehr Interessierte“. Er selbst freut sich „über alles“ und auch auf Weihnachten und die Adventszeit. Als gebürtiger Sachse werde er seine „Lichtelstunde“ feiern und der Erzgebirgspyramide beim Kreisen zuschauen.

Info
Interessierte kommen einfach zur ersten Probe oder informieren sich bei Kantor Andreas Kronfeld unter Telefon 04952/82 72 71 oder über E-Mail an kantorat.kronfeld@freenet.de.