Kolumbien und Panama wollen irreguläre Migration neu ordnen

Der lebensgefährliche Dschungel ist der Übergang zwischen Süd- und Mittelamerika und entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer Hauptmigrationsroute. Laut Adveniat ist die Flucht für viele der einzige Ausweg.

Seinen Wahlkampf in Panama gewann Jose Raul Mulino unter anderem mit dem Versprechen, knallhart gegen irreguläre Migration aus Südamerika in Richtung Panama vorzugehen. Der rechtskonservative Präsident zog nach wenigen Monaten im Amt nun eine erste Bilanz. Stimmen die Zahlen des panamaischen Migrationsinstituts, dann kamen im August mit 16.603 Menschen deutlich weniger als im Vorjahresmonat. Die Rede ist von einem Rückgang von 80 Prozent. Mulino führt das auf neue Maßnahmen zurück, die Panama ergriffen habe.

Der Präsident ist seit Juli im Amt und hatte angekündigt, den Dschungel abriegeln zu wollen, ohne genau zu erklären, wie das geschehen soll. Tatsächlich ließ Mulino einen Großteil der laut Regierung “von der organisierten Kriminalität zur Beförderung von Migranten” genutzten Grenzübergänge mit Stacheldraht abriegeln und zwang die Migranten so, einen neuen Weg zu nehmen, der sie über einen zentralen Grenzübergangspunkt führt. Auch ein unmittelbar nach Amtsantritt Mulinos mit den USA abgeschlossenes Abkommen, das die Finanzierung von Abschiebeflügen durch die Vereinigten Staaten vorsieht, ist in Kraft getreten. Seitdem wurden bereits Hunderte Migranten in ihre Heimatländer zurückgeflogen.

Panama hat zudem mehr als sieben Boote im Einsatz, die eine Küstenblockade durchführen. Mehr als 25 Patrouillen seien zu Fuß unterwegs. Im Jahr 2023 hatten noch rund 500.000 Menschen den Dschungel durchquert, die Mehrzahl stammte aus Venezuela. Der überwiegende Teil der Migranten, die den Darien durchqueren, wollen in Richtung Norden durch Mittelamerika und Mexiko in Richtung USA. Mulino machte zuletzt auf die Fluchtursachen aufmerksam: Solange in Venezuela ein diktatorisches Regime herrsche und der Wählerwille nicht respektiert werde, werde auch die Migration anhalten.

Kolumbien und Panama als die beiden Anrainerstaaten des Darien wollen nun gemeinsam gegen irreguläre Migration vorgehen. Diese habe “starke wirtschaftliche und ökologische Schäden” verursacht, erklärte Mulino am Rande eines Treffens mit dem kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro in der vergangenen Woche. Das Schlimmste an der Krise sei die “menschliche Tragödie”. Betroffen seien auch Kinder, die während der Migration ihre Eltern verlören. Petro brachte eine Art humanitären Korridor ins Spiel, um irreguläre Migration künftig steuern und organisieren zu können. Beide Länder wollen nun in Gesprächen mit den USA über neue Wege der Migrationsorganisation sprechen.

Größter Profiteur der Migration ist laut Erkenntnissen zahlreicher Organisationen der rechtsextreme paramilitärische “Clan del Golfo”, der den Darien kontrolliert, und Schutz- und Durchgangsgebühren von Migranten erhebt. Schätzungen gehen davon aus, dass die organisierte Kriminalität bis zu 65 Millionen Euro an entsprechenden Schutzgeldern einnimmt. Dabei werden immer wieder Frauen und Mädchen zum Ziel sexueller Gewalt, weil im Darien staatliche Institutionen nicht präsent sind und die Migranten den kriminellen Banden schutzlos ausgeliefert sind.

Ein Großteil der Menschen, die durch den Darien fliehen, stamme in den vergangenen Jahren aus Venezuela. Pater Martin Maier vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat berichtete jüngst, dass die Zahl der Menschen, die aus Venezuela nach Brasilien, Kolumbien und in andere Nachbarländer fliehen, wieder steige. Nach der Bekanntgabe des international hoch umstrittenen Wahlsieges des sozialistischen Machthabers Nicolas Maduro sei zu befürchten, dass die Fluchtbewegung aus Venezuela anhalte.

“Die Hoffnungen der Menschen auf Veränderungen in Venezuela werden aktuell niedergeknüppelt. Vielen sehen in der Flucht die einzige Möglichkeit und ihre letzte Hoffnung”, erklärte Maier. Vor allem brasilianische Grenzübergänge meldeten zuletzt eine stärkere Migrationsbewegung. Vielen sei nicht klar, welche Gefahren sie sich im Darien aussetzten: Vergewaltigungen, Raubüberfällen, Diebstählen, Menschenhandel und Verschleppung durch kriminelle Banden. Dazu kämen auch natürliche Gefahren wie schnell ansteigende Flüsse, steile Berge, tiefe Abgründe und wilde Tiere, so Maier.