Kolumbien: Feuerpause mit der ELN-Guerilla verlängert

Die Regierung Kolumbiens und die ELN-Guerilla haben sich auf eine einwöchige Verlängerung ihrer Feuerpause geeinigt. In der Zeit soll die bisherige Waffenruhe ausgewertet und über das weitere Vorgehen entschieden werden, hieß es in einer vom Hochkommissar für Frieden veröffentlichen Erklärung vom Montag (Ortszeit). Die beiden Konfliktparteien führen derzeit ihre sechste Verhandlungsrunde in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Die Feuerpause war am 3. August in Kraft getreten und war für sechs Monate vereinbart worden.

Die ELN (Nationale Befreiungsarmee) ist die größte noch aktive Guerilla in Kolumbien und verfügt Schätzungen zufolge über etwa 3.000 Kämpfer. Seit den 60er-Jahren herrscht in dem südamerikanischen Land ein Krieg zwischen der Regierung, Guerillagruppen, paramilitärischen Milizen und anderen bewaffneten Akteuren. Etwa 300.000 Menschen sind getötet, sieben Millionen zur Flucht gezwungen worden. Nach dem Friedensabkommen im Jahr 2016 zwischen der Regierung und der Farc-Guerilla verbesserte sich die Sicherheitslage zunächst. Doch inzwischen hat die Gewalt im Kampf um die Vorherrschaft im Drogenhandel wieder zugenommen.

Während der Feuerpause sind jegliche bewaffneten Aktivitäten verboten. Auch Geiselnahmen, Zwangsumsiedlungen oder die Rekrutierung von Kindern ist laut der gemeinsamen Vereinbarung untersagt. Für die Überwachung der Waffenruhe sind unter anderem der Hochkommissar für Frieden, die kolumbianische Bischofskonferenz und die UN-Mission in Kolumbien verantwortlich.

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, der selbst einst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hat bei Amtsantritt vor eineinhalb Jahren versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Die Feuerpause mit der ELN ist sein bislang wichtigster Erfolg. Vorangegangene Friedensgespräche waren immer wieder gescheitert. 2019 hatte Kolumbiens Präsident Iván Duque Friedensgespräche nach einem Angriff der ELN auf eine Kadettenschule mit 23 Toten unterbrochen.