Der mit einer Million Euro dotierte Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2023 ist an die deutsche Forscherin Cordelia Schmid verliehen worden. Die Informatikerin und Forschungsdirektorin des französischen National Institute for Research in Digital Science and Technology (Inria) wurde für ihre neu entwickelten Verfahren, die Computern das inhaltliche Verstehen von Bildern ermöglichen, ausgezeichnet, wie die Körber-Stiftung und die Hamburger Forschungsbehörde mitteilten. Die Preisverleihung erfolgte am Freitag im Hamburger Rathaus.
Dank Schmids Algorithmen kann Künstliche Intelligenz (KI) den Angaben zufolge in Datenbanken mit Millionen Bildern in Sekundenbruchteilen Motive und Objekte auffinden. Aktuell forsche die Preisträgerin an Systemen, die Videos semantisch interpretieren und sogar künftige Handlungen vorhersagen könnten, hieß es. Zu ihren Zielen zähle die Entwicklung von Robotern, die auf Sprachkommandos reagieren und unter anderem als intelligente Assistenten in Krankenhäusern oder in der Altenpflege eingesetzt werden können.
„Für mich als Forscherin sind es unglaubliche Perspektiven, die sich mit Künstlicher Intelligenz eröffnen – für die Pflege, für die Medizin und für die Umwelt“, sagte Schmid laut Mitteilung. Die KI-Entwicklung sei vergleichbar mit früheren Revolutionen wie der Dampfkraft und der Elektrizität. Diese Revolutionen hätten zwar auch negative Auswirkungen gehabt, sie hätten die Menschheit aber einen riesigen Schritt vorangebracht. „Ich bin optimistisch, dass KI den Menschen nicht ersetzt, sondern eine wirkliche Hilfe wird“, sagte Schmid.
Schmid wurde 1967 in Mainz geboren. Nach ihrem Studium der Informatik am Karlsruher Institut für Technologie promovierte sie 1996 am Institut national polytechnique de Grenoble. Nach einer Tätigkeit als Postdoc am britischen Oxford Robotics Institute forschte sie ab 1997 am Inria in Grenoble, wo sie sich 2001 habilitierte. Seit 2004 ist sie Forschungsdirektorin des Instituts.
Nebenher arbeitet Schmid publizistisch: Von 2004 bis 2013 war sie Mitherausgeberin der Fachzeitschrift „International Journal of Computer Vision“ und von 2013 bis 2018 deren Chefredakteurin. Außerdem ist Schmid seit 2018 in Teilzeit für Google Research tätig.
Der Körber-Preis wird seit 1985 verliehen und zählt zu den weltweit höchstdotierten Forschungspreisen. Die Stiftung zeichnet mit ihm jedes Jahr einen wichtigen wissenschaftlichen Durchbruch in Europa aus.