Mit emotionalen Worten hat Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern, den 80. Gründungstag der jüdischen Gemeinde gewürdigt. Am 15. Juli 1945 sei hier „aus der zerstäubtesten Asche im tiefsten Abgrund der Menschheitsgeschichte“ neues jüdisches Leben entstanden, sagte die 92-Jährige laut Manuskript, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, am Dienstagabend. In einem unglaublichen Kraftakt hätten es die Menschen damals vermocht, „aus ihrem schieren Überleben ein echtes, ein reiches, ein beglücktes Leben zu formen“, sagte sie beim Festakt in der Münchner Ohel Jakob Synagoge
Trotz hochrangiger politischer Gäste – von der Bundes- und der Landtagspräsidentin über den bayerischen Ministerpräsidenten bis zum Münchner Oberbürgermeister – sei der Abend keine politische Veranstaltung, betonte Knobloch. Man feiere bewusst in der Synagoge, denn „wir sind hier, um zu danken, für das Wunder des Lebens“.
Angesichts des maßlosen Hasses gegen Juden und angesichts „der geistigen, verbalen und tatsächlichen Gewalt gegen uns“ gebe es Momente des Zweifels und der Verzweiflung, gestand Knobloch. Die Grußworte der Rednerinnen und Redner zeigten jedoch: „Wir sind nicht allein, wir kämpfen nicht allein.“ Sie wünsche sich nichts sehnlicher, als dass in 80 Jahren noch immer jüdische Menschen mitten in München feiern und beten könnten, sagte die Holocaust-Überlebende. „Das ist ebenso wenig selbstverständlich oder gar wahrscheinlich, wie es vor 80 Jahren war.“ Sie wünsche sich Unterstützung für diesen erneuten Kraftakt: „Lassen Sie uns diese Herausforderung gemeinsam angehen“, bat Knobloch.
Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern wurde am 15. Juli 1945 von Holocaust-Überlebenden wie Julius Spanier und Fritz Neuland, dem Vater von Charlotte Knobloch, wiedergegründet. Knobloch selbst ist seit 1985 deren Präsidentin. Heute ist die IKG München und Oberbayern mit rund 9.300 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde in Deutschland. (2329/15.07.2025)