Klinikverbund stellt drastisches Sanierungskonzept vor

Der größte Krankenhausträger in der Region Osnabrück wäre Ende 2023 fast insolvent gegangen. Zur Zukunftssicherung präsentierten die Niels-Stensen-Kliniken und ihre neue Geschäftsführerin nun ein Sanierungskonzept.

Mit einem drastischen Sanierungskonzept will der Krankenhausverbund der Niels-Stensen-Kliniken eine seit Monaten drohende Insolvenz abwenden. Entsprechende Maßnahmen stellte die Geschäftsführung am Freitag in Osnabrück vor, nachdem sie am Donnerstag erstmals dazu informiert hatte. Neben der Schließung zweier Klinikstandorte in Ostercappeln und Osnabrück mit rund 110 betriebsbedingten Kündigungen ist vor allem eine Umverteilung und Konzentration von Kapazitäten zwischen den Standorten in der Region Osnabrück geplant, wie Geschäftsführerin Christina Jaax erläuterte.

Nach Abwendung einer akut drohenden Insolvenz Ende 2023, laut Jaax auch durch zwischenzeitliche Sicherungszusagen des Bistums Osnabrück, entwickelte der katholische Klinikverbund aufgrund eines externen Gutachtens seine “Medizinstrategie 2028”. Diese sieht vor, das St.-Raphael-Krankenhaus in Ostercappeln ebenso zu schließen wie die erst 2017 erworbene ehemalige Paracelsusklinik am Natruper Holz in Osnabrück.

Mit diesen Schließungen verschwinden laut Personalchef Bernd Runde etwa 350 Betten, die an anderen Standorten nur zum Teil wieder aufgebaut werden. Dennoch werde es keine Engpässe bei der medizinischen Versorgung geben. Die schon länger dauernde Tendenz zu ambulanten Behandlungen werde sich weiter verstärken, sagte Jaax. “Wir können es uns nicht leisten, weiter leere Kapazitäten vorzuhalten”, warnte sie, auch wenn dies für die Mitarbeiter sehr herausfordernd sei. Jaax ist erst seit Februar im Amt.

Laut Runde müssen sich rund 1.000 der insgesamt gut 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf neue Teams, neue Technik und Arbeitsorte einstellen. Dazu seien für die kommenden zwei Wochen bereits Gesprächstermine “für verlässliche Perspektiven” vereinbart. Der Erfolg des Sanierungskonzept, so Runde, hänge wesentlich davon ab, wie sehr die Betroffenen zu diesen Veränderungen bereit sind.

Parallel zur Medizinstrategie wird für das Klinikum im emsländischen Thuine laut Jaax in der kommenden Woche ein Schutzschirmkonzept starten. Bei dieser Art Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und sucht einen Weg zur Sanierung. Die Gehälter werden drei Monate lang von der Arbeitsagentur getragen. Danach entscheidet sich, ob und wie eine Weiterführung möglich ist.

Als Gründe für die Gesamtsituation nannten Jaax und Runde die bundesweit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser, den Fachkräftemangel, weniger stationäre Patienten sowie Unsicherheit zur bevorstehenden Krankenhausreform. Der gesundheitspolitische Strategiewechsel von einer wohnortnahen Versorgung hin zu medizischen Zentren plus die Verwerfungen der Pandemie setzten alle Krankenhäuser unter extremen Druck, beklagte Jaax.

Der Verband der Niels-Stensen-Kliniken unterhält in der Region Osnabrück aktuell zehn Krankenhäuser und Kliniken, fünf Pflegeeinrichtungen, ein Hospiz sowie eine Reihe sogenannter Medizinischer Versorgungszentren. Träger sind zu je 41 Prozent der Bischöfliche Stuhl Osnabrück sowie der Sankt Georgsstift Thuine e.V. sowie zwei Kirchengemeinden in Melle und Ankum.