Das Ziel war klar: Patienten sollen sich im Internet schnell über das beste Krankenhaus informieren können. Doch bei der Etablierung des Bundes-Klinikatlas gab es viele Pannen. Jetzt könnte er eingestampft werden.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wendet sich gegen ein Ende des Bundes-Klinikatlas. “Anstatt den Klinikatlas abzuschalten, sollte er endlich mit den richtigen Fakten befüllt werden. Denn nur so hätten Patienten einen von Leistungsanbietern unabhängigen klinischen Wegweiser”, sagte Vorstand Eugen Brysch am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Den Klinikatlas ganz einzustellen, wäre ein Offenbarungseid für staatliche Informationsangebote.” Brysch kritisierte, mehr als ein Jahr nach Start des staatlich organisierten Verzeichnisses sei es trotz Update nicht gelungen, die entscheidenden Leistungen und Angebote der Krankenhauslandschaft abzubilden.
Die gesetzlichen Krankenkassen würden ein Ende des Klinikatlas dagegen begrüßen. “Die gesetzlichen Krankenkassen haben für ihre Versicherten gute und etablierte Informationsportale, wenn es um die Suche einer geeigneten Klinik geht. Ein Verzicht auf den Klinikatlas wäre sicherlich gut verschmerzbar”, sagte der Sprecher des Spitzenverbandes GKV, Florian Lanz, der KNA.
Zuvor hatte das “Deutsche Ärzteblatt” berichtet, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) das Ende des Klinikatlas angedeutet habe. “Meine Meinung zum Klinikatlas: Es ist schwierig, ein System aufrechtzuerhalten, dass eine Doppelstruktur darstellt mit einem System, das es schon gibt und sogar noch besser angenommen wird”, so zitiert die Zeitung Aussagen der Ministerin auf dem Sommerfest der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in Berlin. Da müsse man “dringend eine Lösung finden und Dinge zusammenführen, um keine unnötige Bürokratie und keine doppelten Strukturen zu haben.”
Zuvor hatte DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß, deutlich gemacht, dass die DKG mit dem Deutschen Krankenhausverzeichnis ein deutlich bekannteres Portal bereithalte. Hier seien die Zugriffszahlen höher als beim Bundesklinikatlas, der bürokratische Aufwand bei der Datenlieferung halte sich in Grenzen und das Projekt sei deutlich günstiger. Gaß nannte eine Zahl von etwa 100.000 Euro. Die jährlichen Kosten für den Bundesklinikatlas werden in Kreisen der Gesundheitspolitik auf eine Million Euro geschätzt.
Der Bundesklinikatlas war von Warkens Amtsvorgänger Karl Lauterbach (SPD) als erster Teil der bundesweiten Krankenhausreform ins Leben gerufen worden. Er soll Patienten schnell und unparteiisch über die Qualität der Krankenhäuser, die Zahl der von ihnen durchgeführten jeweiligen Eingriffe und Fehlerquoten aufklären. Seit Mai 2024 ist das Tool online; es wurde mehrfach nachgebessert und seit seinem Start immer wieder heftig kritisiert.