Klimawandel wärmt Grundwasser – Gesundheitsgefahr für Millionen

Millionen Menschen könnten schon bald in Gebieten leben, in denen das Grundwasser keine Trinkwasserqualität mehr hat. Durch den Klimawandel könnte die Wassertemperatur stark ansteigen.

Der Klimawandel hat nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern große Auswirkungen auf die Temperatur des Grundwassers. Mehrere Hundert Millionen Menschen könnten im Jahr 2100 in Gebieten leben, in denen das Grundwasser keine Trinkwasserqualität mehr hat, wie Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Universität Wien in einer am Dienstag veröffentlichten Studie warnen. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie in der Fachzeitschrift “Nature Geoscience”.

Die Studie geht davon aus, dass bis zum Jahr 2100 voraussichtlich zwischen 77 und 188 Millionen Menschen in Gebieten leben werden, in denen das Grundwasser den höchsten von einem Land festgelegten Grenzwert für die Trinkwassertemperatur überschreitet.

Die Wissenschaftler haben globale Temperaturkarten für Grundwasser in Tiefen von 5 und 30 Metern unter der Erdoberfläche erarbeitet. Dabei haben sie mit zwei unterschiedlichen Klimaszenarien gearbeitet.

Die Studie zeigt, dass die Grundwassertemperaturen bis zum Jahr 2100 um 2,1 Grad nach einer mittleren Prognose und um 3,5 Grad nach einem stärkeren Temperaturanstieg ansteigen werden. Ist das Grundwasser zu warm, kann es nicht bedenkenlos getrunken werden, sondern muss beispielsweise abgekocht werden – davon seien heute schon rund 30 Millionen Menschen betroffen, so die Forscher.

Nach dem mittleren Modell steige die Zahl auf 76 bis 188 Millionen Menschen, nach dem schlechteren Szenario auf 59 bis 588 Millionen, so die Studie. Die geringsten Erwärmungsraten prognostizieren die Forschenden für Gebirgsregionen wie die Anden oder die Rocky Mountains.

Die Wissenschaftler verweisen auf weitere kritische Folgen dieser Entwicklung. Grundwasser sei nicht nur Trinkwasser für Menschen, sondern auch Lebensraum. Erwärmt sich das Grundwasser, seien Mikroorganismen aktiver und Tiere atmeten schneller. Als Resultat gerate das ganze System aus dem Gleichgewicht, erklärt der Grundwasserökologe Christian Griebler von der Uni Wien. “Ohne Sauerstoff gibt es kein höheres Leben und der Verlust führt zu dramatischen Veränderungen bei den mikrobiologischen Prozessen.”

Zudem beeinflusse wärmeres Grundwasser den Temperaturhaushalt von Flüssen und anderen grundwasserabhängigen Ökosystemen, betonen die Wissenschaftler. Viele Fischarten seien von den veränderten Bedingungen betroffen. Laichplätze könnten durch die Erwärmung zu warm werden und so die erfolgreiche Fortpflanzung gefährden.

“Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zum Schutz der Grundwasserressourcen zu ergreifen”, unterstreichen die Wissenschaftler. So müsse die Versiegelung der Böden stark vermindert werden.