Klimaschäden betreffen auch Bäume – Fachleute mahnen zu Umsicht

Stadtbäume können graue Asphaltwüsten verschönern, Tieren ein Zuhause bieten – und im Sommer Schatten spenden. Dafür müssen sich Menschen um die Bäume kümmern. Das ist heute eine ganz andere Aufgabe als noch vor Jahren.

Noch wartet man in Deutschland sehnsüchtig auf den Frühling. Sollte der ähnlich ausfallen wie in den vergangenen Jahren, dann steigen die Temperaturen vermutlich recht rasant an – und schon im April oder Mai gibt es die ersten Sommertage. Dieser oftmals rasche und heftige Temperaturwechsel macht nicht nur dem menschlichen Kreislauf zu schaffen. Auch die Bäume, diese stillen, oft riesigen Helden inmitten von Beton und Glas, leiden zunehmend darunter.

„Städte haben inzwischen ein brutales Klima für Bäume. Im Wald spenden sich die Bäume gegenseitig Schatten, das können sie in der Stadt aber meistens nicht“, sagt Bernhard von Ehren. Er leitet in fünfter Generation eine der größten Baumschulen Deutschlands; viele seiner Bäume werden an Städte verkauft. 600 Hektar Anbaufläche gehören zum Betrieb, 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um Schösslinge, Bodenbearbeitung, Pflanzung und Vertrieb.

Egal, wohin von Ehren einen Baum verkauft – der Anfang ist ihm wichtig. „Der Baumschutz beginnt schon bei der Planung“, erklärt der Experte. „Der Landschaftsarchitekt muss sich fragen: Ist es ein urbanes Umfeld mit hohem Versiegelungs- und Strahlungsdruck? Oder ein Park, in dem sich die Wurzeln gut ausbreiten können?“ Bei der Pflanzung müsse unbedingt auf das richtige Substrat geachtet werden. Und schließlich müsse bei der Grünplanung langfristig die regelmäßige Versorgung des Baumes gewährleistet sein. Das geschieht in Deutschland entweder durch die Städte selbst oder auch durch Garten- und Landschaftsbauunternehmen, die damit beauftragt werden.

Oft ist es nicht leicht, Klimaschäden für Bäume abzuwenden. Gerade im Frühling entstehen häufig einseitig große Risse an der Borke. Das geschieht, wenn die eine Seite des Stamms noch dem Frost ausgesetzt ist, die andere aber schon stark von der Sonne beschienen wird. So komme es zu sogenannten Spannungsrissen, erklärt von Ehren. „Vielerorts werden deshalb die Borken mit Reetmatten geschützt oder weiß gestrichen, was zumindest etwas Abhilfe schafft.“

In vielen Bundesländern gibt es Projekte und Ideen, wie man die Städte mit mehr Grün lebenswerter machen und die Natur in der Stadt schützen könnte. Eines davon heißt „Grüne Stadt der Zukunft“. Das gemeinsame Forschungsprojekt der Landeshauptstadt München und der Ludwig-Maximilians-Universität wurde zwischen 2018 und 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Forscherinnen und Forscher haben zum Beispiel Leitfäden entwickelt, wie man Bäume und Sträucher bereits in Bauplänen richtig einplant, welche Baumsorten für das heiße Stadtklima aktuell geeignet sind und wie man das Engagement für mehr Stadtgrün stärken kann.

Dass sich die heißen Sommer auf die Gesundheit der Bäume auswirken, zeigt sich laut von Ehren deutlich: „Die Hitze raubt den Bäumen im Sommer Kraft – und das führt dazu, dass sie krankheitsanfälliger sind. Ahorn und Buche etwa sind durch ihre glatte Borke anfälliger für die genannten Risse, Eichen haben eine gröbere Borke und sind hier resistenter.“ Es gibt noch einen weiteren Hoffnungsschimmer: „Einige Bäume haben einen besseren Wasserspeicher als andere.“

Darum wirbt von Ehren für mehr Vielfalt bei Baumpflanzungen. „Zum Glück“ interessierten sich immer mehr Städte für die Hitzeprobleme der Bäume, betont er. „Leider ist es aber oft noch so, dass ein Baum als Grund für Dreck oder seine Wurzeln als Problem für Leitungen gesehen werden. Wir als Baumschulen möchten daran erinnern, dass der Baum unser Freund und unsere Lebensgrundlage ist.“