Klaus Krämer leitet künftig das Bistum Rottenburg-Stuttgart

“Ich habe unglaublich viel Sympathie und Unterstützung erfahren.” So blickt Klaus Krämer auf die Zeit seit dem 2. Oktober zurück, als er vom Papst zum künftigen Rottenburger Bischof ernannt wurde. Am Sonntag tritt er sein Amt an.

Am 1. Dezember tritt der designierte Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, sein Amt an. Zuvor wird der 60-jährige Theologe im Rottenburger Dom zum Bischof geweiht. Anders als am Tag seiner Ernennung durch Papst Franziskus, als während seiner Dankesrede im Dom sein Handy klingelte und ein Freund ihn anrief, wird Krämer sein Smartphone nicht mehr dabeihaben. “Am Sonntag werde ich das Handy jedenfalls nicht in der Jackentasche haben, das passiert mir nicht noch mal”, sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Am 2. Oktober – dem Tag seiner Ernennung zum neuen Rottenburger Bischof hatten sehr viele Leute Krämer kontaktiert. “Mein Handy hat richtig gerattert, weil gefühlt zwei Dutzend SMS-Nachrichten gleichzeitig kamen”, erzählt er. Und: “Ich habe unglaublich viel Sympathie und Unterstützung erfahren, viel mehr, als ich erwartet hatte.”

Zugleich spürt er: “Die Erwartungen an mich sind sehr groß”. Der frühere Leiter der Hilfsorganisationen missio und des Kindermissionswerks “Die Sternsinger” folgt auf Bischof Gebhard Fürst, der im Dezember 2023 mit 75 Jahren in den Ruhestand getreten war.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wird Krämer das Sakrament der Weihe spenden. Durch die Bischofsweihe hofft Krämer aber nicht, zu einem anderen Menschen zu werden. “Ich habe eigentlich vor, der zu bleiben, der ich bin”, sagte er. Er habe nie die Theorie vertreten, “dass man durch die Bischofsweihe eine Wesensveränderung erfährt oder einen uneinholbaren Wissensvorsprung erwirbt”. Er sehe aber die Chance, “mit dem Bischofsamt menschlich zu wachsen”.

Den Weihegottesdienst werden laut Bistum auch Amtsvorgänger Fürst und Kardinal Walter Kasper (91), der von 1989 bis 1999 Bischof in Rottenburg war, am Altar mitfeiern. Krämer war von 1994 bis 1997 Kaspers bischöflicher Sekretär. Das SWR-Fernsehen überträgt die Bischofsweihe ab 14.30 Uhr live.

Krämer wird der zwölfte Bischof der relativ jungen Diözese sein, die erst 1828 gegründet wurde. Er leitet dann das drittgrößte deutsche Bistum mit 1,62 Millionen Katholiken, das er nach eigenen Worten “gut kennt und sehr, sehr schätzt”.

Der am 14. Januar 1964 in Stuttgart geborene Krämer studierte nach dem Abitur in Winnenden Rechtswissenschaften und Theologie. Im März 1992 wurde er zum Diakon und im Juni 1993 zum Priester geweiht. 1999 wurde Krämer Domkapitular und Leiter der Weltkirchen-Abteilung des württembergischen Bistums.

2020 kehrte Krämer – nach seiner Zeit bei missio und den Sternsingern – in seine südwestdeutsche Heimat zurück. Er wurde Vize-Verwaltungschef der Diözese und Leiter der kirchlichen Bauabteilung. Im Bistum stehen Einsparungen um etwa 30 Prozent in einem bis 2030 angelegten Prozess an. Derzeit habe man jedoch “nicht sakrale Gebäude im Blick, sondern Pfarrhäuser, Gemeindezentren, und Kindergärten”, sagte Krämer. Es gehe “um die beheizte Fläche, mit Blick auf nötige finanzielle Einsparungen, steigende Umweltanforderungen und das Ziel der Diözese, bis 2040 klimaneutral zu werden”.

Die Kirche sieht er in einer immer säkularer werdenden Welt als “Hoffnungsgemeinschaft”, die als Kraftquellen die christliche Botschaft und die “Macht des Gebetes” habe. Mit Blick auf die “unsäglichen” Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche verspricht Krämer: “Wie bei meinem Vorgänger ist das Thema Missbrauchsaufarbeitung auch für mich Chefsache.”

Kirchenpolitisch hat der neue Bischof bereits vor Amtsantritt mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, dass man “über eine zeitliche Befristung des Bischofsamts und über eine frühere Altersgrenze für Diözesanbischöfe” nachdenken könnte. Im Ordensbereich gebe es bereits Lösungen, wonach Führungsämter auf Zeit vergeben werden – per Vertrauensabstimmungen.

Und das von vielen Katholiken erhoffte Diakonat der Frau? “Durch die Weltsynode wurde eine Tür für Fragen geöffnet, die viele schon für abgeschlossen hielten”, sagt Krämer. Es sei ein hoffnungsvolles Zeichen, dass es da keine Denkverbote oder Redeverbote mehr gebe. “Das gilt aus meiner Sicht in besonderer Weise auch für die Frage der Zulassungsbedingungen für Frauen zu den kirchlichen Ämtern.”