Kita-Werk: Gesetzliche Vorgaben sind praxisfern

Die Regionalleiterinnen des Kita-Werks des evangelischen Kirchenkreises Ostholstein, Silja Wietstock und Karin Meier, fordern mehr Flexibilität bei gesetzlichen Vorgaben. Sie unterstützen eine Kampagne der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein, die unter anderem mehr Geld für Kindertagesstätten einfordert, wie der Kirchenkreis Ostholstein am Mittwoch mitteilte. In erster Linie würden jedoch der Fachkräftemangel und hohe Krankenstände ihre Arbeit erschweren. Es fehlten Lösungsansätze, die sich tatsächlich realisieren lassen, so Wietstock und Meier.

„Die kurzfristige Schließung von Gruppen oder eine Reduzierung der Öffnungszeiten gehören zum traurigen Alltag in unseren 28 Kitas“, sagt Silja Wietstock. Gemeinsam mit Meier kritisiert sie vor allem Regelungen im neuen Kindertagesförderungsgesetz (KiTaG) des Landes. „Darin enthalten ist zum Beispiel das sogenannte Qualitäts-Standard-Kosten-Modell, das Maßstäbe für die Qualifikation von Fachkräften setzt. Aber diese können derzeit überhaupt nicht erfüllt werden und außerdem sind sie praxisfern“, erklärt Wietstock.

Kursangebote zur Nachqualifikation von Personal würden gar nicht erst angeboten oder kämen nicht zustande, sagt Meier. Fänden sie doch statt, dann erfolge dies oft als Blockmodell während der regulären Arbeitszeit der Kita-Mitarbeitenden. „Was wir brauchen, sind Abend- oder Wochenendkurse“, fordert sie.

Den nach dem neuen Gesetz verschärften Betreuungsschlüssel betrachten Wietstock und Meier mit Skepsis. „Da wir uns als Träger explizit an diese Vorgaben halten, führt dies – insbesondere bei kleineren Einrichtungen – mitunter zu reduzierten Öffnungszeiten oder gar zur Schließung ganzer Einrichtungen. Ausnahmegenehmigungen erhalten wir vom Kreis Ostholstein in der Regel nicht“, sagt Wietstock. Stattdessen drohe der Kreis mit der Streichung von Finanzierungsmitteln, wenn die Vorgaben des Kindertagesförderungsgesetzes nicht eingehalten würden. Das sei einerseits verständlich, andererseits gehe es „an der Lebensrealität komplett vorbei“, so die Regionalleiterin.

Es reiche nicht aus, dass die Landesregierung etwa über den Einsatz sogenannter „helfender Hände“ oder die Förderung praxisintegrierter Ausbildungsplätze die Situation zu entschärfen versuche, erklärt Wietstock. Ihre Forderung: „Was wir brauchen, sind mehr finanzielle Mittel und vor allem die Möglichkeit, mit den sehr hohen gesetzlichen Anforderungen flexibler umzugehen, wenn uns einfach qualifiziertes Personal fehlt.“