Kirchliches Kunstprojekt regt zum Nachdenken über Corona-Stille an

Welcher Gedanke bleibt im Kopf, wenn die Pandemie das Leben einschränkt? Diese Frage wird jetzt in Worpswede bei Bremen gestellt.

Die Initiatoren mit dem Gedichtbanner am Turm der Kirche
Die Initiatoren mit dem Gedichtbanner am Turm der KircheDieter Sell / epd

Worpswede. „Ein Wort nur“ heißt das interaktive Kunstprojekt am Turm der evangelischen Zionskirche in Worpswede bei Bremen, das die Initiatoren jetzt enthüllt haben. Dabei geht es um ein weithin sichtbares Gedicht-Banner mit einem Text der Worpsweder Autorin und Wortkünstlerin Angelika Sinn, die in Corona-Zeiten das Nachdenken über Stille und Lockdown anregen will. Im Zentrum stehe die Frage, welches Wort, welcher Gedanke im Kopf bleibe, wenn die Pandemie das Leben einschränke und für Stille sorge, erläuterte die Schriftstellerin.

Wegen Corona musste auch die sonst von vielen Touristen besuchte Zionskirche in den vergangenen Monaten geschlossen bleiben. Offen ist sie derzeit nur für Gottesdienste, und das auch nur in beschränktem Umfang. „Keine stille Andacht, keine Gästeführung mehr, auch keine Besichtigung der berühmten Ausschmückungen von Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff im Innenraum“, sagte Kirchenvorsteher Detlef Schobeß.

Warum der Zeitpunkt passte

Der Zeitpunkt für das Aufhängen des Banners habe gepasst, weil gerade ein Baugerüst aufgestellt worden sei, um einen Sturmschaden auf dem Dach des Turmes zu reparieren, hieß es. Auf Postkarten, die in Worpswede kursieren, werden Interessierte außerdem aufgerufen, per Mail ihre Gedanken zu Stille und Lockdown an die Künstlerin zu schicken . „Das können ein paar Zeilen, eine kurze Geschichte, ein Gedicht sein“, erläuterte die Autorin. Ausgewählte Texte sollten dann später in einer Ausstellung gezeigt werden.

Die Zionskirche ist in der Region berühmt. Sie wurde mitten in den Wirren des Siebenjährigen Krieges am 1. April 1759 eingeweiht. Eine Sandsteintafel in lateinischer Schrift über dem Nordportal erinnert an diesen Akt „mitten im Kriegslärm“. Das weithin sichtbare Sakralgebäude mit dem weißen Turm geht auf Pläne des hannoverschen Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff (1720-1792) zurück. Er konzipierte die Kirche und ließ sie zwischen 1756 und 1759 auf einer Anhöhe bauen. Sie ist damit das älteste Gotteshaus im Teufelsmoor rund um Worpswede. (epd)