Kirchenwahl in Niedersachsen: Lieber per Brief als übers Internet

Die neuen Kirchenvorstände in Niedersachsen sind gewählt. Die Möglichkeit, online zu wählen, sorgte zwar für eine höhere Wahlbeteiligung, aber die meisten stimmten trotzdem per Brief ab.

Bei der Auszählung: Regine Pielawa, Volker Löwe, Pastor Steffen Voß und Jan Olaf Stedler vom Wahlvorstand der Südstadt-Gemeinde in Hannover.
Bei der Auszählung: Regine Pielawa, Volker Löwe, Pastor Steffen Voß und Jan Olaf Stedler vom Wahlvorstand der Südstadt-Gemeinde in Hannover.Sven Kriszio

Mehr als 900 Briefumschläge lagen vor ihnen. „Da wartet noch ein bisschen Arbeit auf uns“, scherzte Volker Löwe zu Beginn der Auszählung der Kirchenvorstandswahl in der Südstadt-Gemeinde in Hannover. Alle Briefe mussten geöffnet und die beiliegenden Wahlkarten mit dem Wählerverzeichnis abgeglichen werden. Aber vor allem mussten die Stimmen ausgezählt und statistisch ausgewertet werden. Eigentlich hätte das Ergebnis drei Stunden später mit einer Pizza gefeiert werden sollen, so hoffte es jedenfalls der Wahlvorstand, dem neben Volker Löwe auch Regine Pielawa, Jan Olaf Stedler und Pastor Steffen Voß angehörten. Aber es kam anders.

Mehr als 2,5 Millionen Christinnen und Christen waren bis vergangenen Sonntag zur Wahl von rund 2000 Kirchenvorständen und Gemeindekirchenräten in Niedersachsen aufgerufen. Abstimmen konnten sie nicht nur per Post und in manchen Gemeinden an Urnen, sondern erstmals auch online, was für eine höhere Beteiligung an der Kirchenwahl gesorgt hat.

Smartphone erleichterte die Wahl

„Die Wahl via Smartphone wurde als Erleichterung und Verbesserung wahrgenommen“, bilanzierte Michael Strauß, Sprecher der Landeskirche in Braunschweig. Annähernd 33 000 Wahlberechtigte hätten ihre Stimme im Internet abgegeben. Das entspreche einer Quote von 13 Prozent. Insgesamt sei die Wahlbeteiligung in der Landeskirche in Braunschweig im Vergleich zur Wahl vor sechs Jahren von 19,3 auf 20,6 Prozent leicht gestiegen.

Eine positive Bilanz der Internet-Option zogen auch einzelne Kirchenkreise im Bereich der Landeskirche Hannovers. Durch den Mix aus Online- und Briefwahl habe sich die Wahlbeteiligung sogar von rund elf auf knapp 24 Prozent mehr als verdoppelt, teilte Carolin Wöhling mit, die Sprecherin des Kirchenkreises Hittfeld. Rund 27 Prozent Wahlbeteiligung vermeldete der Kirchenkreis Winsen. Mit mehr als 40 Prozent lägen die Kirchengemeinden Undeloh und Fliegenberg an der Spitze, so Kirchenkreis-Sprecher Malte Frackmann. Nach Angaben der Landeskirche Hannovers haben insgesamt knapp 26 Prozent der Kirchenmitglieder ab 14 Jahren ihre Stimme abgegeben.

Im Bereich der Kirche in Oldenburg lag die Wahlbeteiligung bei annähernd 19 Prozent und damit rund sieben Prozent höher als bei der Wahl vor sechs Jahren, hieß es von der Kirche in Oldenburg.

Wahlparty musste ausfallen

Dabei ist die Briefwahl die beliebteste Option geblieben. Online habe rund ein Drittel abgestimmt, per Brief rund zwei Drittel, teilte der Stadtkirchenverband Hannover mit. Eine ähnliche Verteilung meldete der Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld.

In der Südstadt-Gemeinde gab es dann aber doch eine Überraschung. „Bei uns haben nur sechs Prozent online abgestimmt“, so Pastor Voß. „Mich hat es überrascht, wie viele junge Leute per Brief gewählt haben.“ Und so habe die Auszählung bis 0.30 Uhr gedauert, viel länger als geplant. „Da musste die Wahlparty leider ausfallen. Wir haben das unterschätzt.“