Kirchenvertreter fordern Moratorium für Räumung von Lützerath

Keine Räumung, aber dafür eine gemeinsame Suche nach einem Weg – das fordern die Kirchen aus der Region. Sie bezweifeln, dass das Abbaggern wirklich nötig ist.

Schon vor der eigentlichen Räumung geraten Demonstranten und Polizisten aneinander
Schon vor der eigentlichen Räumung geraten Demonstranten und Polizisten aneinanderImago / epd

Katholiken und Protestanten aus der Region am Braunkohletagebau Garzweiler II fordern vom Land Nordrhein-Westfalen ein sofortiges Moratorium für die Räumung des Geländes. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, erklärten der Vorstand des Diözesanrates der Katholiken in Aachen und die Superintendenten der evangelischen Kirchenkreise Gladbach-Neuss und Jülich in einer gemeinsamen Erklärung.

Es gehe darum, „gemeinsam nach Wegen zu suchen, unter Einhaltung aller Klimaziele und unter Berücksichtigung der neusten Gutachten des DIW die noch zur Versorgungssicherheit notwendigen Kohlemengen für die Stromerzeugung zu sichern und dann schnellstens die Braunkohlenutzung zu beenden“, erklärten Heribert Rychert vom Diözesanrat, der Jülicher Theologe Jens Sannig sowie Dietrich Denker vom Kirchenkreis Gladbach-Neuss. Ein Abbaggern Lützeraths in diesem Winter sei dafür keinesfalls nötig, weil ausreichend Kohle für die Kraftwerke an anderen Stellen zur Verfügung stehe.

Atempause für Deeskalation

Die Kirchenvertreter rufen alle Beteiligten zur Deeskalation auf. „Ein mit enormen Risiken für Leib und Leben der am Konflikt Beteiligten verbundener Räumungseinsatz der Polizei muss und kann jetzt noch politisch gestoppt werden.“ Eine Räumung berge Gefahren für Leib und Leben der Polizisten, die als Einsatzkräfte die Maßnahmen durchsetzen müssten, wie für die jungen Menschen, die verzweifelt Widerstand leisteten, „um unsere Zukunft hier und weltweit zu sichern“.

„Gemeinsam sprechen wir uns gegen jede Form der Gewalt in der Auseinandersetzung um die Räumungen in Lützerath aus“, erklärten der Diözesanrat und die Superintendenten. „Wir teilen nicht alle Aktionsformen des Widerstandes und wir lehnen jede Form von Gewalt gegen Menschen und Sachen ab.“ Eine Atempause diene der Deeskalation und schaffe Zeit für klimapolitisch verantwortbare Entscheidungen.

Appell der EKD

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat zu Gewaltfreiheit aufgerufen. Lützerath sei der Ort, an dem in diesen Tagen gesellschaftliche Interessen- und Zielkonflikte hart aufeinanderprallten, erklärte die westfälische Präses in Bielefeld. Sie appelliere an alle Beteiligten, „dass es nicht zu Gefahr für Leib und Leben kommt“.

Kurschus bekundete „Respekt vor allen, die friedlich von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen und sich für einen ambitionierten Klimaschutz in NRW engagieren“. Richtig sei aber auch, dass der Staat die Aufgabe habe, bestehende Rechte durchzusetzen. Deshalb habe sie den gleichen Respekt vor Polizei und Behördenmitarbeitenden, die für diesen Grundsatz einstünden. Sie forderte die Aktivisten und Braunkohlegegner auf, „diesen Respekt auch im Protest gegen die Räumung zu wahren und zu zeigen“.

Polizei bereitet sich vor

Die Polizei bereitete am Dienstag weiter die Räumung des Dorfes Lützerath vor, das Klimaaktivisten besetzt halten. Die Demonstranten wollen sich der Abbaggerung des Ortes durch den Energiekonzern RWE widersetzen.