Kirchentag feiert Jubiläum in Greifswald

In Hannover war er 1949 von Christen gegründet worden: der Deutsche Evangelische Kirchentag. Doch das Jubiläum zum 75. Geburtstag wird in Greifswald gefeiert.

Im September feiert der Kirchentag Jubiläum in Greifswald, hoffentlich mit ähnlich guter Stimmung wie bei einem echten Kirchentag
Im September feiert der Kirchentag Jubiläum in Greifswald, hoffentlich mit ähnlich guter Stimmung wie bei einem echten Kirchentagepd-bild / Tim Wegner

Wenn von der Geschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) die Rede ist, steht meist die westdeutsche Tradition im Fokus, beobachtet Professor Thomas Kuhn, Kirchenhistoriker in Greifswald. „Es ist zwar bekannt, dass es auch in der DDR Kirchentage gab.“ Aber die seien seltener im Blick. Genau deshalb soll das zentrale Forschungskolloquium zu 75 Jahre Deutscher Evangelischer Kirchentag dieses Jahr im Osten stattfinden: in Greifswald im Krupp-Kolleg, vom 19. bis 21. September. Die Vorbereitungen sind vor Monaten angelaufen.

„Ich hatte der früheren Generalsekretärin des Kirchentags Greifswald vorgeschlagen, auch weil wir mit dem Krupp-Kolleg ein tolles Veranstaltungszentrum haben“, erzählt Kuhn. Die Jubiläums-AG mit Mitgliedern des Kirchentagsvereins habe zugestimmt. „Darüber bin ich richtig froh.“ Münden soll das Kolloqium am 21. September in ein Jubiläumsfest für alle auf dem Greifswalder Marktplatz. Die Nordkirche und der pommersche Kirchenkreis laden dazu ein.

Warum Greifswald eine gute Wahl ist

Der Veranstaltungsort Pommern passt auch in anderer Hinsicht: Der erste Kirchentag 1949 war zwar in Hannover gefeiert worden. Doch die Gründer waren ein Freundeskreis um den Juristen Reinold von Thadden-Trieglaff, einen gebürtigen Pommer.

Von Thadden, im Zweiten Weltkrieg in der Opposition gegen die Nazis, pietistisch geprägt und ökumenisch vernetzt, hatte 1932 in Stettin einen der ersten Kirchentage überhaupt mitorganisiert: einen pommerschen mit rund 20.000 Menschen. Nach der Erfahrung im Zweiten Weltkrieg, dass die Amtskirche kaum Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete, wollten er und andere die evangelische Laienbewegung stärken. „Der Kirchentag als kritisches Gegenüber zur verfassten Kirche sollte den Laien mehr Stimme und Gewicht geben, einen Begegnungsraum bieten und ein Forum sein für politische Themen, Demokratiebildung und geistliche Herausforderungen der Zeit“, heißt es vom DEKT.

Kirchentage prägten friedensethische Debatte

Das Kolloquium in Greifswald soll sich um die Frage drehen, wie die Kirchentage ab 1949 die friedensethische Debatte mitprägten, zunächst als gesamtdeutsche Veranstaltung, ab 1962 getrennt in Ost und West. „Wir haben uns im Kontext des Ukrainekrieges auf das Thema geeinigt“, sagt Kuhn. „Von Kirchentagen in Ost und West sind über Jahre wichtige friedensethische Impulse ausgegangen.“

Am Freitag, 20. September, soll eine Nacht der Lichter überleiten zum Jubiläumsfest. Gottesdienste, Podiumsdebatten, ein Markt der Möglichkeiten und Konzerte, etwa mit Liedermacher Gerhard Schöne, sollen am Samstag auf dem Markt Kirchentagsatmosphäre schaffen.