So feiert der Kirchentag in Greifswald Geburtstag

Was macht man, wenn man 75 Jahre alt wird? Man schmeißt eine große Party – so wie der Kirchentag in Greifswald.

Auch der Gebärdenchor hatte einen Auftritt bei der Nacht der Lichter
Auch der Gebärdenchor hatte einen Auftritt bei der Nacht der LichterNordkirche / Annette Klinkhardt

Unter dem Motto „Friede sei mit Dir“ hat der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) am Wochenende in Greifswald seinen 75. Geburtstag gefeiert. Den Höhepunkt des Jubiläums bildete ein Fest auf dem Marktplatz, zu dem die Nordkirche und der Pommersche Evangelische Kirchenkreis eingeladen hatten.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Friedrich Kramer, kritisierte in einem Podiumsgespräch auf dem „Roten Sofa“ die Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Die Logik der Waffenlieferung sei immer „eine Logik der Eskalation“, erklärte Kramer. „Ich bestreite nicht das Selbstverteidigungsrecht der Ukrainer. Aber unser Auftrag als Kirche ist, zum Frieden aufzurufen.“ Der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias betonte zwar, als Christ stehe er für den Frieden ein. „Aber wir sehen jetzt, wie schwierig es ist, diesen Weg durchzuhalten.“

Kühnbaum-Schmidt spricht Morgenandacht

Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hatte zuvor in ihrer Morgenandacht den Frieden als „keine theoretische Angelegenheit“, sondern als „liebevolles Miteinander von Menschen“ bezeichnet. In Beziehung zu gehen, einander kennenzulernen, sei ein Prozess. Dazu gehöre auch, dass man es aushalten müsse, wenn ein Gesprächspartner genau die gegenteilige Meinung vertrete. Anschließend lauschten rund 1.600 Menschen auf dem Marktplatz dem Liedermacher Gerhard Schöne, der bei strahlendem Sonnenschein „Lass uns eine Welt erträumen, die den Krieg nicht kennt“ anstimmte.

Mecklenburg-Vorpommerns Kulturministerin Bettina Martin (SPD) bezeichnete in ihrer Rede den Kirchentag als wichtiges Instrument für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Wenn Populismus immer mehr Zulauf erfährt und die gesellschaftliche Auseinandersetzung immer rauer wird, haben Staat und Kirche eine gemeinsame Verantwortung“, sagte die Ministerin. Der Kirchentag bringe viele Menschen zusammen, um gemeinsam zu beten, zu diskutieren und Gemeinschaft zu erleben.

Zum Auftakt des Jubiläum hatte der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias am Freitagabend im Dom St. Nikolai vor 800 Menschen gepredigt. Anschließend fanden sich bei der „Nacht der Lichter“ mit Bruder Paolo aus Taizé und dem Hamburger Gebärdenchor „Hands and Souls“ mehr als 1.000 Menschen auf dem Marktplatz ein. Beim Abschlussgottesdienst am Sonnabendnachmittag wollte die Generalsekretärin des Kirchentags, Kristin Jahn, predigen.

Kirchentag geht zurück zu den Wurzeln

Mit dem Kirchentag in Greifswald gingen die Veranstalter bewusst zurück zu den Wurzeln der Laienbewegung. Der erste Kirchentag 1949 wurde zwar in Hannover gefeiert. Doch die Gründer waren ein Freundeskreis um den Juristen Reinold von Thadden-Trieglaff, einem gebürtigen Pommern. Nach der Erfahrung im Zweiten Weltkrieg, dass die Amtskirche kaum Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete, wollten er und andere die evangelische Laienbewegung stärken.

Der 39. DEKT wird vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover gefeiert. Im Jahr 2027 soll der 40. DEKT in Düsseldorf stattfinden. Vor wenigen Tagen sprach die Nordkirche gemeinsam mit der Stadt Hamburg eine Einladung an den DEKT für das Jahr 2029 aus.